Die Geschichte der Solijugend
Vorgeschichte
Der Arbeiter Rad- und Kraftfahrtbund „Solidarität“ (ARKB, später nur noch RKB) hatte es 1930 zum größten Radfahrverband der Welt gebracht. Nach der Machtergreifung drei Jahre später allerdings wurde der ARKB durch das NS-Regime verboten. Es folgte die Zerschlagung des Verbandes und in diesem Zuge auch die Verhaftung und Unterbringung in Gefängnissen und Konzentrationslagern von einer unbekannten Zahl an Funktionären und Mitgliedern. Außerdem wurde das Vermögen des Verbandes sowie sämtliche Eigentümer beschlagnahmt.
Nachkriegszeit
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs setzten sich ehemalige Mitglieder für einen Wiederaufbau des ARKB Solidarität ein. So kam es am 1. Juli 1949 zum ersten Westdeutschen Bundestag mit Teilnehmer*innen aus Vereinen der US-amerikanischen und der britischen Zone. Die französischen Besatzer verboten die Teilnahme angesichts des beginnenden Kalten Kriegs aufgrund der „kommunistischen“ Bezeichnung „Solidarität“.
Auf diesem Bundestag schuf man einen Bundesjugendausschuss mit einem Bundesjugendleiter, damals Albert Röder aus Hannover, als Vorsitzender. Allerdings war die Jugend noch voll und ganz in den Erwachsenenverband eingegliedert und musste ihre Entscheidungen mit den Vorständen abklären, da die älteren Funktionäre wenig von einer selbstständigen Jugend hielten. Auch finanziell war die Jugend von den Erwachsenen abhängig.
Gründung und erste Jahre
Im August 1954 wurde die Solidaritätsjugend durch die Verabschiedung eigener Richtlinien von über 100 Jungendleiter*innen dann ein eigenständiger Jugendverband. Dies wurde ein Jahr später auf dem Bundestag des ARKB auch anerkannt.
Anlässlich des 60-jährigen Jubiläums des ARKB veranstaltete die Solijugend 1956 zum ersten Mal ein Zeltlager mit 200 Teilnehmer*innen.
Am 20. April 1963 wurde die Solijugend in den deutschen Bundesjugendring (DBJR) aufgenommen. Kurze Zeit später zog die Bundesgeschäftsstelle nach Offenbach am Main um, wo sie bis heute zu finden ist.
Im gleichen Jahr nahm die Solijugend in Rosenheim am internationalen Rad‑, Motorrad- und Autofahrertreffen teil. Dies inspirierte den damaligen Bundesjugendleiter Karl Zeifang zu eigenem internationalen Engagement. So kam es zwei Jahre später, 1965, zu den ersten internationalen Jugendbegegnungen. Die 79 Teilnehmer*innen aus der BRD, Österreich und der Schweiz trafen sich in Kirchheim/Tieck. Das Jugendlager wurde über die Jahre fortgeführt und durch Kontakte mit anderen Verbänden in Europa und zudem nordafrikanischen Staaten vergrößert. Trotz des Kalten Krieges nahmen ab 1968 auch Jugendliche aus der CSSR teil, was einen Austausch der Jugend beider Blöcke ermöglichte.
Die 8. Jugendbegegnung fand 1972 anlässlich der Olympischen Spiele in Ismaning statt, wo die 500 teilnehmenden Jugendlichen 24 Tage mit und um die Olympischen Spiele verbrachten.
Auf dem 9. Bundesjugendkongress 1976 wurde das Grundsatzprogramm der Solijugend verabschiedet, indem der jugendpolitische Standpunkt festgelegt wurde.
80er Jahre und der Zerfall des Ostblocks
Der NATO-Doppelbeschluss und die damit beschlossene Stationierung von Atomraketen in Westeuropa ließ in der BRD eine Friedensbewegung entstehen, der sich auch die Solijugend anschloss.
Im Jahr 1985 organisierte die Solijugend zum ersten Mal ein Pfingsttreffen mit 200 Teilnehmer*innen.
Dank Michael Gorbatschow und seiner Glasnost und Pestroika konnten 1985 zum ersten Mal Jugendliche aus der UdSSR eine Veranstaltung der Solijugend besuchen. Zwei Jahre später unterzeichneten Erich Honecker und Helmut Kohl mehrere deutsch-deutsche Abkommen. Diese Annäherung ermöglichte es der Solijugend mit der FDJ Kontakt aufzubauen. In diesem Zuge besuchte die Solijugend mit dem damaligen Bundesjugendleiter Bernd Schwinn im März 1987 die FDJ in der DDR. Abschließend unterzeichneten sie ein gemeinsames Kommuniqué. Außerdem wurde ein deutsch-deutscher Jugendaustausch geplant, der dann auch stattfinden konnte.
Der Mauerfall und das darauffolgende Ende des Kalten Krieges brachte die Möglichkeit, die Solijugend in den Osten auszuweiten. Zudem konnten Austausche mit ehemaligen Ostblockländern, allen voran Russland, organisiert werden. Bei dem Russlandbesuch 1991 gerieten einige Solijugendmitglieder unfreiwillig in den Augustputsch, bei dem Funktionäre der Kommunistischen Partei versuchten Michail Gorbatschow abzusetzen.
Heute
Auch nach der Jahrtausendwende führt die Solijugend ihr Engagement im DBJR, die internationalen Jugendbegegnungen und zahlreiche Austauschprogramme bis heute weiter. Außerdem konnten neue Partnerorganisationen, beispielsweise in Tunesien, Slowenien und im Kosovo gefunden werden. 2019 fanden in Regenstauf bereits unsere 55. Internationalen Jugendbegegnungen statt.