Wir haben zusammen mit den anderen „Arbeiter*innenjugendverbänden“ im Deutschen Bundesjugendring (DBJR) vom 30.11. bis 02.12.2018 einen Kongress zur „Sozialen Frage“ ausgerichtet. Gemeinsam haben wir über soziale (Un-) Gerechtigkeit mit ganz vielen Facetten diskutiert und vor allem darüber gesprochen was wir selbst dagegen tun können. Unser Name „Solidarität“ kommt aus der „Arbeiter*innenbewegung“ die sich schon immer für soziale Gerechtigkeit eingesetzt hat. Durch die vielen verschiedenen Verbände konnten wir ganz unterschiedliche Eindrücke aus unserer eigenen Lebenswelt mit einbringen. Unter anderem haben wir uns mit den Problemen und Herausforderungen von Schüler*innen, Auszubildenden, Studierenden und Berufstätigen in ihrem jeweils eigenen Alltag beschäftigt. Der Leistungsdruck dem Schüler*innen ausgesetzt sind, die langen Arbeitszeiten und schlechte Bezahlung von Auszubildenden, die weit verbreitete Armut unter Studierenden und die Abhängigkeit, Ausbeutung und mangelnde Freizeit von Berufstätigen waren wichtige Punkte dieser Diskussionen. Außerdem wurde auch die gesellschaftliche Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen, Migrant*innen und Frauen diskutiert.
Es wurde auch viel darüber debattiert, was wir denn heute, lang nachdem die Arbeiter*innenbewegung ihre großen Erfolge feiern konnte und sich die Gesellschaft stark verändert hat, mit dem Begriff der Arbeiter*innenjugend verbinden. Wir waren uns einig darüber, dass „Arbeiter*innen“ für uns lang nicht mehr bedeuten, dass wir ausschließlich „Malocher*innen“ und ihre Kinder zusammenbringen und uns für Sie einsetzen, sondern dass wir für alle gesellschaftlichen Gruppen stehen wollen, die strukturell benachteiligt werden. Wir wollen heute viel mehr alle jungen Menschen zusammenbringen, die ihr Leben nicht so gestalten können wie sie es gern würden, weil sie darauf angewiesen sind viel Zeit in einen „guten“ Lebenslauf zu investieren. Und das sind wir alle. Bereits Schüler*innen in allen Schulformen werden dazu gezwungen darauf hinzuarbeiten sich möglichst gut für den Arbeitsmarkt vorzubereiten anstatt vor allem zu lernen um sich selbst weiterzuentwickeln. Die Folgen daraus erleben wir alltäglich in unserer Verbandsarbeit, wenn sich junge Menschen entweder als ehrenamtliche oder als Teilnehmende nicht an unseren Maßnahmen beteiligen können, weil der Leistungsdruck in der Schule ihnen nicht genug Freizeit lässt. Das gilt sowohl für die Kinder- und Jugendarbeit als auch für den Sport, in dem es schwer möglich ist Sportler*innen lange zu halten oder sie als Betreuer*innen zu gewinnen.
Luca aus unserer Bundesjugendleitung hat einen Workshop gehalten, in dem sich die Teilnehmen-den damit beschäftigt haben, in wie weit Rechtspopulist*innen oder die so genannte „Neue Rechte“ (AfD, Identitäre Bewegung, PEGIDA…) versuchen das Thema der sozialen Gerechtigkeit für sich zu beanspruchen ohne dass sie wirkliche Lösungen für die betroffenen benachteiligten Personen aufzeigen. Dabei ging es auch darum festzustellen, wie in Teilen der Gesellschaft wirklich der Ein-druck entstehen kann, dass sich die AfD für „die kleinen Leute“ einsetzen würde, obwohl ihre Politik in allen Parlamenten und ihre Programmatik ausschließlich auf die Besserstellung wohlhabender Leute abzielt. Sie versucht gesellschaftlich benachteiligte Gruppen gegeneinander auszuspielen (Wenig verdienende und Arbeitslose gegen Migrant*innen) anstatt aufzuzeigen, dass das gemein-same Problem dieser Gruppen eigentlich ein anderes ist. Sie sind gemeinsam gesellschaftlich schlechter gestellt, weil wohlhabende Menschen und die Wirtschaft ihre Privilegien nicht aufgeben wollen und besser auf die Politik einwirken können und so Ungleichheit und Ungerechtigkeit bestehen bleibt. Daraus haben wir dann abgeleitet, wie wir gemeinsam dagegen vorgehen können, solidarische Lösungen formulieren und diese in die Öffentlichkeit und die Parlamente tragen können.
Die Ergebnisse des gesamten Wochenendes sollen zusammengetragen und festgehalten werden um in unsere gemeinsame Arbeit einfließen zu können. Das alles soll zukünftig weiter vertieft werden, weil wir gemerkt haben, dass wir gemeinsam etwas erreichen können.
Luca Schirmer