Nach (pandemiebedingter) langer Wartezeit war es nun endlich so weit: An einem Freitagabend im Mai fanden sich Solijugend- und NCS-Mitglieder aus allen Ecken Deutschlands und den Niederlanden im Hoek van Holland ein. Während des gemeinsamen Abendessens begann es zu regnen – kein gutes Vorzeichen für ein Kanuwochenende in der niederländischen Maasebene. Wie gut, dass die für den Abend geplanten Spiele auch drinnen gut funktionierten. Nach einem Spiel zum Kennenlernen und gleichzeitigem Einteilen der Abwaschgruppen durften sich alle beim Donut-Schnappen unter Beweis stellen. Für die Gesundheitsbewussten gab es Reiswaffeln – und für alle viel zu lachen. Danach ging es mit Kartenspielen weiter, bevor alle nach und nach ins Bett verschwanden.
Am nächsten Tag wachten wir dann zu strahlendem Sonnenschein auf – die gestrigen Sorgen waren umsonst. Wir frühstückten draußen, mit Hagelslag und Ontbijtkoek – wenn das nicht typisch niederländisch ist. Nach dem Essen schwangen wir uns auf die Räder. Wie eine Karawane radelten wir dem niederländischen Gruppenleiter Rick hinterher in das Städtchen Briel. Selbstverständlich auf Hollandrädern.
Briel ist ein kleiner ruhiger Ort, in dem es dennoch einiges zu entdecken gibt. Zum Beispiel ein Museum einzig zum ersten April. Was es damit auf sich hat? Es hat nichts mit Aprilscherzen zu tun, sondern mit der Befreiung der Niederlande von der Herrschaft der Spanier im 19. Jahrhundert, wie uns ein netter Herr im Museum erklärte.
Außerdem war just an diesem Samstag nationaler Windmühlentag – so klischeehaft wie das klingen mag. Also stiegen wir eine Holzmühle hinauf. Das war etwas sketchy: Die Treppen waren – typisch Niederlande – unglaublich steil und durch den Wind wackelte die ganze Mühle bedenklich. Oben erklärten uns zwei Mitarbeiter, wie die Mühle funktioniert.
Auf dem Rückweg setzen wir mit einer Fähre über einen Flussarm. Die Fähre war so klein, dass wir es gerade so in zwei Fuhren schafften. Zum Mittagessen waren wir dann wieder zurück im Camp. Ein paar kleine kulturelle Differenzen zeigten sich zwischen den Nachbarländern doch: Die Niederländer*innen essen zum Mittag immer Sandwiches (mit ungetoasteten Toastbroten), während die Deutschen so langsam etwas Warmes zu essen vermissten …
Nachmittags ging es dann wieder auf die Räder und zum Meer. Dort war es windig, aber wunderschön. Das Wasser war kalt, was ein paar Gruppenmitglieder nicht davon abhalten konnte hineinzuspringen. Abends kamen dann einige mit Sonnenbrand zurück ins Camp. Dort wurde erstmal geduscht, dann gab es Nasi zum Abendessen – das schmeckt allen!
Nachdem die Sonne untergegangen war, wurde es draußen ganz schön frisch. Aber am Lagerfeuer ließ es sich noch gut aushalten. Vor allem beim Grillen von Marshmallows. Drinnen wurde die Spielesammlung weiter durchprobiert. Allzu spät durfte es dabei nicht werden, schließlich wissen wir alle, dass die niederländische Gruppenleiterin Els kein Spaß versteht, wenn nicht alle pünktlich um acht zum Frühstück erscheinen.
Am Sonntagvormittag ging es dann zum Kanu- und SUP-Fahren. Dabei musste man achtgeben, dass man nicht vom riesen SUP gekentert wird. Aber zum Glück hatten wir alle Neoprenanzüge an, da ist es nicht ganz so schlimm, ins Wasser zu fallen. Außerdem ist unsere niederländische Partnerorganisation ja ein Schwimmverband, weshalb wir für den Fall der Fälle einige Rettungsschwimmer*innen in unseren Reihen hatten.
Im Handumdrehen war das Wochenende dann auch schon wieder vorbei. Wir verabschiedeten uns noch am Strand – natürlich mit dem Jugendlager-Abschiedsritual: Wir sangen „Leaving On A Jetplane“, umarmten uns zum Abschied und versprachen uns, natürlich, dass wir uns auf dem Jugendlager wiedersehen. Das Aufräumen durften die Deutschen dann den Niederländer*innen überlassen, schließlich hatten die sie noch einen langen Heimweg vor sich. Das ist Solidarität!
Text: Josephine Haq Khan