Viele Grüße aus Krasnodar und Orljonok

Vom 23. Juni bis zum 07. Juli find­et in Krasnodar und anschließend in Orljonok unsere deutsch-rus­sis­che Jugend­begeg­nung statt.

Unter dem Mot­to “In der Freizeit ohne Smart­phone und Com­put­er: Ist das über­haupt noch möglich?” ler­nen die Jugendlichen ver­schiedene Möglichkeit­en für aktive und kreative Freizeit­gestal­tung fernab von der dig­i­tal­en Welt ken­nen und haben offen­sichtlich viel Freude dabei, aber lest selbst …

Unsere Betreuerin Heike Ado­mat hat uns einen Bericht über die ersten Tage in Rus­s­land geschickt, den wir euch nicht voren­thal­ten möcht­en. Achtung: Fernweh-Garantie!

 

Die ersten erleb­nis­re­iche Tag sind vor­bei. Was haben wir nicht alles gese­hen. Wahnsinn!

Bei ein­er Führung im Muse­um wur­den wir mit der Geschichte der Stadt, des Gebi­etes und der Völk­er, die hier lebten und noch leben, ver­traut gemacht. Anschließend kon­nten wie die Kosak_innen, die wir ger­ade ken­nen­gel­ernt hat­ten, live erleben. In Uni­for­men marschierend, Musik spie­lend, tanzend, sin­gend über­wälti­gend, wer das noch nie gese­hen hat. 

Beim fol­gen­den Stadtrundgang erfuhren wir viel über Architek­tur, berühmte Per­sön­lichkeit­en wie Puschkin, Majakows­ki und Repin, die hier waren, über Parks und Erhol­ungsmöglichkeit­en, die die Einwohner_innen rege nutzen. Die Straße auf der wir leben ist an Woch­enen­den Fußgänger­zone und bietet an jed­er Ecke neue Dinge zum Ent­deck­en. Unglaublich, was man da zu sehen bekommt, Sänger_innen, Tänzer_innen, Haus- und  Wildtiere, Luft­bal­lons, Zuck­er­wat­te, Eis und, und, und. Wir gelangten bis zum Stadt­park mit Attrak­tio­nen, klasse Bepflanzung und hüb­schen Denkmalen. Aber- ein klein­er kurz­er Regen­schauer sorgte für eine Pro­gram­män­derung. Das Mit­tagessen wurde vorgezogen.

Apro­pos Essen- leck­er ist gar kein Aus­druck. Frischgekochte Suppe mit Gemüse und selb­st­gemacht­en Nudeln, Salat, Eierkuchen­beutelchen mit Fül­lung, Eierkuchen mit süßer dick­er Kon­dens­milch- reich­lich wäre falsch. Man muss von Schlem­men oder Völlerei sprechen. Die Vegetarier_innen bekom­men übri­gens eigenes Essen.

Damit war das Pro­gramm nicht zu Ende. Wir bastel­ten ein tra­di­tionelles Püp­pchen und nach ca. ein­er Stunde hat­ten alle Kinder das Ergeb­nis in der Hand. Strahlende Kinder­au­gen waren der Lohn.

Wer nun denkt, das war’s- weit gefehlt. Ein Höhep­unkt jagte den näch­sten. Heute ist in Rus­s­land Tag der Jugend. In allen Städten find­en die Abschluss­bälle statt. In Krasnodar gibt es die Tra­di­tion, dass sich die besten Absolvent_innen der Region zum Ball des Gou­verneurs ver­sam­meln, in ein­er Parade zum Haupt­platz der Stadt laufen und dort ihren Ball feiern. Unge­fähr 500 her­aus­geputze, in Brautk­leid- ähn­lichen Fes­tk­lei­dern oder schick­en Anzü­gen zogen fröh­lich tanzend oder sin­gend durch die Straße. Unsere Schüler_innen beobachteten nei­disch diese Szenerie.

Nach dem Abend­brot in ein­er Pizze­ria liefen wir noch bis zu den sin­gen­den Fontä­nen und genossen die bun­ten Wasser­spiele bei Radezki­marsch oder argen­tinis­chem Tango.

Ein voll­gepack­ter Tag mit vie­len Erleb­nis­sen, viel zu viel Essen, guter Laune und unwahrschein­lich tapfer durch­hal­tenden Schüler_innen, die dieses Pen­sum nicht gewöh­nt sind, geht zu Ende. Die Truppe funk­tion­iert, es macht Spaß mit den Kindern unter­wegs zu sein.

Jet­zt ist Nachtruhe ange­sagt, mor­gen erwarten uns neue Abenteuer….

Unsere Kinder hat­ten alle gut geschlafen und waren gerüstet für neue Unternehmungen. Nach dem Früh­stück im Hotel wartete der Minibus, der übri­gens ger­ade die spanis­che Män­ner-Fußball-National­mannschaft zum Flughafen gebracht hat­te. Die Spanier haben in Krasnodar Quarti­er bezo­gen und fühlen sich hier sehr wohl. Wir fuhren in einen Vorort der Großs­tadt und besucht­en ein Jugend- Folk­lore- Ensemble.

 

Man begrüßte  uns mit einem tra­di­tionellen Tanz und wun­der­schö­nen Kostü­men. Die kleinen Kinder waren im  Alter von 3–11 und gaben sich eine Riesen­mühe. Im Anschluss durften wir bei ein­er Train­ingsstunde des Tanzensem­bles der 13–14 Jähri­gen zuse­hen. Was für ein schweißtreiben­der Sport. Irre. Die Schüler_innen tre­f­fen sich vier Mal pro Woche für zwei Stun­den und trainieren und trainieren und trainieren. Höl­lisch- das ist Leis­tungss­port pur. Die dann gezeigten Tänze sah man mit völ­lig anderen Augen, erkan­nte man doch jede Menge einzelne zuvor geübte Elemente. 

Man bat uns eben­falls zum Tanz. Ohne Berührungsangst und mit guter Laune erlern­ten wir die Schrit­tkom­bi­na­tion und wirbel­ten bald gemein­sam über die Bühne. Ein beglück­endes Bild. Der Bann war gebrochen, die Scheu abgelegt- es wurde gere­det, gestikuliert, gelacht und erzählt. Her­rlich- genau das ist der Grund, hier­her zu fahren. Die Kinder bei­der Län­der haben in diesen Momenten begrif­f­en, dass man miteinan­der ins Gespräch kom­men muss, man eigentlich gle­iche Inter­essen hat und gern noch länger miteinan­der zu tun hätte. Der Abschied fiel schw­er. Das leckere  Mit­tagessen tröstete da nicht wirklich.

Und schon stand die näch­ste Exkur­sion an. Das Haus für human­itäre Bil­dung und schöpferische Erziehung stand auf dem Plan. In diesem Haus gibt es ein Muse­um, in dem man uns mit der Geschichte der Pio­nieror­gan­i­sa­tion und den Ereignis­sen des Großen Vater­ländis­chen Krieges ver­traut machte. Unsere Kinder waren sehr betrof­fen, als sie von den Schick­salen ihrer Altersgenossen in den Kriegs­jahren hörten. Da sie mit dieser The­matik im Unter­richt bish­er nichts zu tun hat­ten, wirk­ten die Erzäh­lun­gen umso mehr.

Das eigentliche Anliegen dieser Ein­rich­tung aber ist, Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu bieten, nach dem Unter­richt ihren Inter­essen nachzuge­hen. Sei es Sin­gen, Tanzen, Musizieren, Sprachen lernen….und das im Alter von 3–30. Übri­gens alles kosten­los. Wir erfuhren vom 60. Geburt­stag des Orch­esters der  tra­di­tionellen rus­sis­chen Instru­mente und durften bei der Gen­er­al­probe des Orch­esters dabei sein. Vir­tu­ose Musik gespielt von Preisträgern inter­na­tionaler und nationaler Bedeu­tung. Ein Traum. Unsere Schüler_innen waren fasziniert. Sie nah­men anschließend die Instru­mente selb­st in die Hände, pro­bierten aus und „spiel­ten“.

Die erste Freizeit ver­bracht­en manche auf dem Markt, mit Eisessen oder ein­fach nur damit, sich allein ( in Grüp­pchen ) umzuschauen. Auch das meis­terten alle mit Bravour. Man kann sich ver­lassen, alle sind pünk­tlich, diszi­plin­iert und hil­fs­bere­it. – Wir mussten heute z.b. das Zim­mer wech­seln. Eine Sache von keinen 5 Minuten und alles war vergessen. Jede_r pack­te an. Ein­fach nur toll.

Nach dem Abend­brot im Hotel erkun­de­ten wir die andere Seite der Uliza Kras­na­ja. Wir fuhren mit einem über­füll­ten Stadt­bus bis zum Ende und spazierten bei immer­hin noch 29 Grad die knapp zwei Kilo­me­ter in der zauber­haft gestal­teten Grü­nan­lage inmit­ten der zwei zwei-bis dreis­puri­gen Fahrbah­nen bis zum Hotel zurück. Her­rliche Pflanzenkom­bi­na­tio­nen, blühende Bäume und Büsche.

Jet­zt erholen sich alle und rüsten sich für die Nacht, um für mor­gen Kraft für neue Ent­deck­un­gen zu haben.

Heike Ado­mat

 

Diese Jugend­begeg­nung wird gefördert von der Stiftung Deutsch-Rus­sis­ch­er Jugen­daus­tausch.