Viele Grüße aus Krasnodar und Orljonok (Reisebericht Heike Adomat 2019)

Reise­bericht von Heike Ado­mat über unsere Deutsch-Rus­sis­che Jugend­begeg­nung, die vom 29. Juni bis zum 13. Juli in Krasnodar und Orljonok stattge­fun­den hat.

Sam­stag, 29. Juni 

Die Fahrt ver­lief prob­lem­los. Trans­fer nach Berlin, Flug nach Sankt Peters­burg, Warten mit Name-Stadt-Land-Spiel im Flughafen und Weit­er­flug nach Krasnodar- alles klappte prob­lem­los. Wladimir wartete, das Taxi auch und im Nu waren wir im Hotel.

Wir gin­gen gle­ich zum Piz­zaessen und bum­melten anschließend auf der großen Fußgänger­zone, die nur am Woch­enende verkehrs­frei ist und son­st eine ziem­lich gefährliche Ren­npiste, und dann zurück zum Hotel. Unter­wegs beobachteten wir Straßenkünstler*innen, Musiker*innen, Tänzer*innen und bewun­derten die vie­len Lichter.

Die Jugendlichen fühlen sich wohl und sind voller Taten­drang, die fremde Welt zu ent­deck­en. Manche pro­bieren sich schon im Rus­sis­chsprechen. Das ist ein wun­der­bares Gefühl, denn die ersten Grund­la­gen durfte ich ihnen mit auf den Weg geben.

Son­ntag, 30. Juni 

Was für ein erleb­nis­re­ich­er Tag!  Es fing mit einem köstlichen Früh­stück in Form eines „Schwedis­chen Tis­ches“, so heißt ein Selb­st­be­di­enungs­buf­fet in Rus­s­land, an. Brot, gekochte, gebratene Eier, But­ter, Wurst, Käse, Quark, Müs­li, Marme­laden und Honig, warmer Quarkkuchen, Eierkuchen, Torten­stücke, Gurke, Tomate, Saft, Tee, Wass­er und Kaffee…und das bis zum Abwinken.

Wir besucht­en anschließend das his­torische Muse­um der Stadt. Es ist gle­ich um die Ecke, also gar nicht weit. Den­noch kon­nten wir fest­stellen, dass „unsere“ Straße wieder von Fußgänger*innen bevölk­ert war. Im Muse­um hat­ten wir zwei inter­es­sante Führun­gen. Zunächst berichtete man uns über die Entwick­lung des Kuban, so heißt die Gegend hier.

Eine bedeu­tende Rolle spiel­ten und spie­len dabei die Kosak*innen, die von Katha­ri­na der Großen dieses Land zu Ver­fü­gung gestellt beka­men, um es zu besiedeln. Natür­lich macht eine Zarin das nicht ohne Hin­tergedanken. Das „kriegerische“ Völkchen sollte ihr den Rück­en frei­hal­ten vom türkischen Volk und anderen Gesellen, die ein Auge auf Müt­terchen Rus­s­land gewor­fen hat­ten. Der Plan ging auf. Die späteren Zaren tat­en es ihr gle­ich und erk­lärten per Schenkung­surkunde die Kosak*innen zum recht­mäßi­gen Nutzer dieses Landstriches.

Selb­st Putin ges­tat­tete 2006 den Kosak*innen wieder einen eige­nen Stützpunkt, der sich in Krasnodar befind­et. Jeden Son­ntag find­et auf „unser­er“ Straße eine große Kosak*innenparade statt. Wir durften sie erleben und ver­ban­den so Muse­umthe­o­rie mit haut­na­her Prax­is. Uni­formierte Blas­musik spie­lende marschierende Kosak*innen, Säbelfechter*innen, Sänger*innen, Reiter*innen—uns bot sich ein far­ben­fro­hes Bild und nach dem ersten Tage­spunkt hat­ten wir schon viel gelernt.

Der sich anschließende Stadtrundgang führte uns zur Kathe­drale der Heili­gen Katha­ri­na, die die Haup­tkirche der Gläu­bi­gen der Krasnodar­er Gegend ist. Der Pope höch­st­per­sön­lich empf­ing uns und führte uns durch die Kirche. Die Jugendlichen waren beein­druckt von der Fülle des Schmucks an den Altären, vom vie­len Gold, von der feier­lichen Stim­mung und hörten ges­pan­nt den Erk­lärun­gen zu. Etliche nutzten anschließend einen Moment der Ruhe, um an einem der zahlre­ichen Kerzen­stän­der eine Kerze anzuzünden.

Wir bum­melten dann zum Denkmal von Katha­ri­na der Großen, lauscht­en dem Bericht des Stadt­bilderk­lär­ers und kamen als­dann ziem­lich müde zum Mit­tagessen. Die Pause diente auch der Erhol­ung. Bestens gestärkt besichtigten wir die nahegele­gene Gemälde­samm­lung Krasnodars und lern­ten inner­halb ein­er Stunde die rus­sis­che Kun­st­geschichte vom 16. Jahrhun­dert bis heute ken­nen. Lewi­tan, Serow, Schis­chkin, Aiwa­sows­ki oder Kandin­s­ki verbinden wir nun­mehr mit rus­sis­ch­er Kun­st, denn wir haben sie im Orig­i­nal gesehen.

Abends fuhren wir mit der Straßen­bahn an das eine Ende der Fußgänger­zone und hat­ten unsere helle Freude am Tanz der sin­gen­den und leuch­t­en­den Wasser­fontä­nen. Grandios!!! Ein ander­er Begriff wäre unpassend.

Mon­tag, 01. Juli

Nach dem üppi­gen Früh­stück fuhren wir in einen Vorort Krasnodars, vor­bei an blühen­den Son­nen­blu­men­feldern, Kamelien und Aprikosen­bäu­men mit reifen Frücht­en, zu einem Jugendzen­trum, das einem Palast ähnelt, gefahren. Dort empfin­gen uns ca. 30 Jugendliche, die zu einem ins­ge­samt 500-köp­fi­gen Folk­loreensem­ble gehören. Im Jugendlichep­alast beschäfti­gen sich 1500 Kinder und Jugendliche in ihrer Freizeit mit den sie inter­essieren­den Din­gen. Dort arbeit­en 90 fes­tangestellte Mitarbeiter*innen. Krasnodar hat als knappe Mil­lio­nen­stadt 180 solch­er Einrichtungen.

Wir durften eine ganz nor­male Probe sehen. GANZ NORMAL- heißt, vier Dop­pel­stun­den pro Woche Hochleis­tungss­port. Wahnsinn, was die Jugendliche kön­nen.  Sprin­gen, hüpfen, laufen, ren­nen, marschieren, akro­batis­che Übun­gen in einem irren Tem­po, dabei die Kör­perspan­nung nie vergessend und stets lächel­nd.  Nicht zu fassen, wie sie das machen. Unsere Jugendlichen waren voller Hochachtung. Sie hät­ten dieses Pen­sum nicht durchge­s­tanden. Und wenn man dann noch weiß, dass die Jugendliche dieses Train­ing nach oder VOR der Schule absolvieren, je nach­dem ob sie in der 1. oder 2. Schicht Unter­richt haben, steigt die Wertschätzung umso mehr.

Im Anschluss wur­den wir gemein­sam aktiv. Wir ver­sam­melten uns auf der Bühne und lern­ten einige Tanzschritte, um sodann mit den rus­sis­chen Jugendlichen einen gemein­samen Tanz auf das Par­kett zu leg­en. Man war begeis­tert – und zwar von allen Seiten.

Der näch­ste Abschnitt unseres Besuchs nan­nte sich- Ken­nen­ler­nen / Kom­mu­nika­tion. Es dauerte exakt drei Sekun­den und man war im Gespräch. Rus­sisch, Deutsch, Englisch, Hände, Füße, Handy- man nutzte alle zur Ver­fü­gung ste­hen­den Hil­f­s­mit­tel und kam ins Gespräch. Eine Freude dem Treiben zuzuse­hen. Die Ver­ab­schiedung war her­zlich und mit viel Wehmut ver­bun­den, die Jugendlichen wären gern länger geblieben. Wir gin­gen übri­gens nicht ohne Gast­geschenke, die große Freude bereiteten.

Hier jagt ein Höhep­unkt den näch­sten. Wir fol­gten ein­er Ein­ladung ins Invali­den­zen­trum und bereuten es nicht. Ich hat­te die Jugendliche „vor­bere­it­et“ und sie ver­hiel­ten sich grandios. Liebe- und ver­ständ­nisvoll begeg­neten sie den behin­derten Men­schen und macht­en alles mit. Die kün­st­lerischen Pro­jek­te von der Ölmalerei über Töpfer­ei bis hin zum Stro­hflecht­en wur­den in Angriff genom­men und tat­säch­lich auch erfol­gre­ich zu Ende gebracht. Die strahlen­den Augen, wenn sie das Ergeb­nis ihrer Kreativ­ität in der Hand hiel­ten, macht­en alle glücklich.

Die Her­zlichkeit im Invali­den­zen­trum ist über­wälti­gend, die Fülle an Ein­drück­en unglaublich. Und als es ans Auf–Wiedersehen-sagen ging, floss so manche Mini­träne. Mit Geschenken über­häuft, macht­en wir uns auf den Weg. Zum Glück waren wir nicht mit leeren Hän­den gekom­men. Der Kun­stkof­fer wurde mit großem Hal­lo ent­ge­gengenom­men.  Fotos, Videos, Zeich­nun­gen und Malereien wer­den an unseren Besuch erin­nern und sich­er auch bald auf der Inter­net­seite des Stu­dios zu sehen sein.

Voller Ein­drücke, aber ziem­lich geschafft, macht­en wir uns in Rich­tung Abend­brot zu Fuß auf den Weg, waren wir doch heute kaum gelaufen.

Dien­stag, 02. Juli

Aus­geschlafen und bestens mit Früh­stück ver­sorgt, macht­en wir uns auf den Weg in eine andere Repub­lik. Rus­s­land beste­ht aus Zen­tral­rus­s­land und zahlre­ichen Repub­liken, in denen Men­schen mit z. T. anderen Nation­al­itäten wohnen. In unserem Fall ist es die Repub­lik Adygea, der wir einen Besuch abstatteten.

Die Sonne meinte es heute sehr gut mit uns. Die erwarteten 32 Grad erre­icht­en wir tat­säch­lich. Fol­glich war die Fahrt mit einem Taxi (Marschrout­ka), dass sehr alt, unkli­ma­tisiert und wack­lig war- der deutsche TÜV hätte die Hände über dem Kopf zusam­mengeschla­gen- eine wun­der­bare Stunde in Lan­deskunde. Generell sind wir der Mei­n­ung, dass in einem bestell­ten kli­ma­tisierten Bus jed­er fahren kann, aber um das Land ken­nen­zuler­nen, muss man Straßen­bahn, Marschrout­ka und Zug gefahren sein. Das alles machen wir, genau deswe­gen sind wir hier.

Kurzum, wir fuhren ca. 35 Minuten, über­querten den Fluss Kuban und kamen prob­lem­los über die Gren­ze nach Adygea. Im Ort Enem erwartete man uns in einem ehe­ma­li­gen Kul­tur­palast, der auch heute noch für kul­turellen Ver­anstal­tun­gen und Feste genutzt wird. Er wird aber auch Kinder und Jugendlichen zur Ver­fü­gung gestellt, um ihnen Freizeitbeschäf­ti­gun­gen zu ermöglichen.

Haben wir uns gestern beim Folk­loreensem­ble mit rus­sis­ch­er Tra­di­tion und Kul­tur beschäftigt, so lern­ten wir heute die adygeis­che ken­nen. Die Ady­gen sind ein uraltes kauka­sis­ches Kul­tur­volk, das seine Tra­di­tio­nen bewahrt und den Jugendlichen weit­ergibt. Uns erwartete das adygeis­che Tanzensem­ble „Flamme“. Der Name war Pro­gramm. Ein Feuer­w­erk aus Tem­po, Spitzen­tänzen, Sprün­gen, Drehun­gen, Flick­flacks und wil­dem Trom­meln wurde abge­fack­elt. Ein­fach unvorstell­bar, mit welch­er Ele­ganz, Kön­nen, Präzi­sion, Schnel­ligkeit, Aus­dauer, Kraft aber auch Freude, Achtung gegenüber der eige­nen Kul­tur und Stolz man uns die Tänze präsen­tierte. Waren wir gestern schon fasziniert von den Tänzen, so saßen wir heute staunend, verblüfft und sprach­los in den Ses­seln. Worte lassen sich schw­er find­en, man muss es gese­hen haben.

Unsere Jugendlichen sind immer zu allem bere­it. So nah­men sie auch heute die Ein­ladung zum gemein­samen Tanz an. Bei­de Seit­en hat­ten ihre Freude, tanzten und trom­melten zusam­men und fan­den dann auch sehr schnell zum Gespräch. Man lud uns spon­tan zu Gebäck und Saft ein- die gere­icht­en war­men Blät­terteigtaschen mit adygeis­chem Käse waren köstlich. Übri­gens ist man ger­ade dabei, sich diese Käse­marke paten­tieren zu lassen. Ver­ste­hen kann man es, der Käse hätte es verdient.

Das Abschied­nehmen fiel schw­er, musste aber sein. Zufrieden und voller Ein­drücke stiegen unsere Jugendlichen in die Marschrout­ka, die uns fast bis zum Hotel zurück­brachte. Dort wartete das Mit­tagessen, das wieder so aus­sah, dass jed­er wählen kon­nte, was er wollte.

Der näch­ste Tage­sor­d­nungspunkt stand an. Wir besucht­en das Zen­trum für kreative und schöpferische Bil­dung, dass im his­torischen Gebäude des ersten Knabengym­na­si­um der Stadt unterge­bracht ist. Nun­mehr die dritte Ein­rich­tung, in der Jugendliche völ­lig kosten­frei ihren Hob­bys, Nei­gun­gen und Tal­en­ten nachge­hen kön­nen. Malen, kreative Kun­st, Instru­mente, Schach, Com­put­ertech­nik, Pro­gram­mieren, Gesang, Sport, Schreiben, Lesen, Fremd­sprachen- unsere Gruppe ist neidisch.

Ein Besuch im Muse­um im gle­ichen Haus machte uns mit der Geschichte der Pio­nieror­gan­i­sa­tion Krasnodars ver­traut und ließ natür­lich nicht aus, wie und dass Jugendliche im 2. Weltkrieg, dessen Ende sich 2020 zum 75. Mal jährt, gelit­ten haben oder zu Held*innen gewor­den sind. Die Jugendlichen waren sehr betrof­fen von eini­gen Schick­salen und hiel­ten nach­den­klich inne. Ein Geschichtsstunde gratis, die Wirkung zeigte.

Zwei Jugendliche, die in den näch­sten Wochen nach Deutsch­land zu den 55. Inter­na­tionalen Jugend­begeg­nun­gen der Soli­ju­gend fahren wer­den, kamen zu uns. Wir macht­en uns bekan­nt und rede­ten miteinan­der. Bei diesen Gesprächen muss man nicht helfen, die Jugendlichen küm­mern sich. Dem Abend zu Ehren schnit­ten jew­eils zwei rus­sis­che und zwei deutsche Jugendliche eine Soli­ju­gend-Torte an, um sie später mit einem schmack­haften Tee gemein­sam mit allen zu verspeisen.

Mor­gen sagen wir Krasnodar auf Wieder­se­hen und machen uns auf die Reise ins Orljonok. Der Abschied tut weh. Die Neugierde und Aufre­gung aber steigen.

Mittwoch, 03. Juli

Der let­zte Tag in Krasnodar ist vorüberge­flo­gen. Wir waren nach dem Früh­stück in einem weit­eren Jugendzen­trum. Dieses Mal war es gar ein Palast mit über 55 Clubs unter einem Dach. Ange­fan­gen von 3D-Druck­erei, über DJ Aus­bil­dung bis hin zu Fotografie und deren Bear­beitung, Ton­stu­dio, Film­stu­dio, The­ater, Bal­lett, Sport, Kun­st, Graf­fi­ti, alles was das Herz begehrt.

Draußen spiel­ten wir Lufthock­ey und Schach, drin­nen DJten wir. In der Turn­halle in einem run­den Kas­ten kämpften die Jugendlichen beim Fußball 1 gegen 1. Übri­gens gnaden­los hart und schweißtreibend, aber auch enorm Spaß und Freude für die Sportler*innen und Zuschauer*innen brin­gend. Beim sich anschließen­den Teeplausch waren die rus­sis­chen Jugendlichen sehr inter­essiert und stell­ten ihre Fragen.

Auf dem Nach­hauseweg in ein­er ziem­lich alten, aber noch funk­tion­stüchti­gen, dafür aber umso wärmeren Straßen­bahn disku­tierten die Jugendlichen das Gese­hene und wur­den langsam aber sich­er doch etwas melan­cholisch. Wir ver­ab­schiede­ten uns von Wladimir, aßen dann zu Mit­tag, wuchteten unsere Kof­fer in den Orljonok eige­nen Bus und ab ging’s.

Dort angekom­men empf­ing uns unsere Grup­pen­be­treuerin. Sie heißt Poli­na, spricht neben Rus­sisch auch Deutsch und Englisch und gibt sich große Mühe. Sie spazierte mit den Jugendlichen zur Strand­prom­e­nade. Dort wurde das Meer von uns begrüßt.

Don­ner­stag, 04. Juli

Heute war es hell beim Spazier­gang und wir kon­nten die gesamte Pracht des Lagers sehen. Wun­der­schöne Blick­winkel tat­en sich auf. Das Meer vor der Bergkulisse, die vie­len Gebäude, die wun­der­bar bepflanzten und gepflegten Blu­menra­bat­ten, die blühen­den Bäume — ein Traum, das erleben zu dürfen

Nach dem Ken­nen­ler­nen eines Teils des Lagers liefen wir zum Strand. Dort kön­nen wir nach Herzenslust baden. Natür­lich ste­hen Rettungsschwimmer*innen zur Ver­fü­gung und es gibt auch eine medi­zinis­che Ver­sorgung. Die Toi­let­ten sind nicht weit, typ­isch uneu­ropäisch, aber sehr sauber- also nutzbar.

Nach dem köstlichen Mit­tagessen fuhren wir mit dem Bus in ein Unter­lager und nah­men an einem Work­shop über die Notwendigkeit der Ret­tung unseres Plan­eten teil. Gut war, dass er auf Englisch war. Lei­der blieb man an der Ober­fläche, bot den Jugendlichen kaum Aktiv­itäten an, so dass man froh war, dass die Stunde dann doch irgend­wann mal vor­bei war.

Um wieder munter zu wer­den, gin­gen wir ins Wass­er, bade­ten und spiel­ten Ball. Und dann kam ein Motor­boot des Wegs und wir macht­en eine Boots­fahrt ent­lang der Küste. Dabei sahen wir die weißen Gebäude des Lagers, die sich in die malerische Land­schaft ein­fü­gen. Ich erk­lärte der Gruppe, was sie sah, erläuterte Funk­tion und Entste­hung der einzel­nen Baut­en. Unter­wegs hiel­ten wir an. Die Jugendlichen tru­gen alle Schwimmweste und hinein ging es ins küh­le Nass. Lockere 20 Meter waren unter uns, aber dank der Schutzk­lei­dung fühlten sich alle sicher.

Außer­dem lern­ten wir heute ein altes tra­di­tionelles Spiel ken­nen, dass man mit Holz­s­tock und ca. 30 cm lan­gen dick­en Holzstäben spielt. 

Du kannst es sich­er nicht lesen, aber die Bilder sagen viel. Und wenn Du dann noch weißt, dass Tol­stoi, Lenin, Gor­ki, Schal­japin und andere bekan­nte Russ*innen dieses Spiel gespielt haben, dann rei­hen wir uns doch würdig ein. Den Jugendlichen hat es gefallen.

Fre­itag, 05. Juli

Das Muse­um für Geschichte des Lagers stand heute auf dem Plan. Wir besucht­en es natür­lich und erfuhren, dass alles mit einem Zelt­lager an der Küste begann, nach­dem man eine Expert*innengruppe durch das Land schick­te, um den besten Platz zu find­en. Die Sow­je­tu­nion war groß, also bewar­ben sich Sibirien, der Ural, so manche Großs­tadt, aber eben auch die Schwarzmeerge­gend. Sel­bige wurde aus­gewählt und Schritt für Schritt ent­stand Orljonok, das auch heute von Jahr zu Jahr wächst. Im let­zten Jahr wur­den z.B. drei Gebäude neu errichtet, um kreativ schöpferisch tätig sein zu kön­nen. Natür­lich zeigte man uns auch, welche inter­es­san­ten Leute sich entwed­er als Kinder oder später im Erwach­se­nenal­ter in die Gästeliste einge­tra­gen hat­ten. Von fast allen Kosmonaut*innen, über bekan­nte Schriftsteller*innen und Künstler*innen bis hin zu Wladimir Putin — na und selb­stver­ständlich nun auch wir.

Nach­mit­tags durften wir den Haup­tkün­stler des Lagers ken­nen­ler­nen. Ein äußerst kreativ­er Men­sch, der wun­der­bare Bilder der hiesi­gen Land­schaft malt, aber auch Naturge­gen­stände, die er auf seinen Spaziergän­gen find­et, zu kleinen Kunst­werken umgestal­tet. Wir haben bei ihm gebastelt und dür­fen die Resul­tate mit nach Hause nehmen.

Der Höhep­unkt des Tages stand nun bevor. Alle waren aufgeregt und warteten in Bade­sachen ges­pan­nt am Strand. Sie tauchte auf, wurde größer und größer und stand vor uns- die BANANE. Der Wellen­gang war hoch, der Wind frischte auf und nach dem Able­gen der Ruck­säcke im Motor­boot, begann der wilde Ritt. Freuden­schreie, Jauchzen, glück­liche Gesichter- sie hat­ten einen Hei­denspaß und woll­ten am lieb­sten noch mehr.

Abends war die Klet­ter­wand unser Ziel. Nahezu alle pro­bierten es aus, andere tanzten zu bekan­nten Rhyth­men. Vorauss­chauend hat­ten wir einen Vol­ley­ball mitgenom­men, den wir dann auch zum Ball­spiel auf einem der vie­len beleuchteten Sport­plätze mit Vol­ley­ball­netz oder Fußball­toren nutzten.

Sam­stag, 06. Juli

Der Tag war ruhig. Es ist ja schließlich Woch­enende. Die Jugendlichen haben es genossen und wir ließen alle die Seele baumeln.

Nach dem Früh­stück bastel­ten wir noch ein­mal mit dem Kün­stler und neben­bei erzählte er uns viele inter­es­sante Dinge über Muscheln, Perlen, Korallen und andere Meeres­be­wohn­er. Erstaunlich, was er alles weiß und noch erstaunlich­er, was er alles aus diesen Din­gen macht. Zum Teil durften wir wahre Kunst­werke betrachten.

Den Nach­mit­tag kon­nten wir frei zum Baden nutzen. Also entsch­ieden wir uns gemein­sam für eine Mit­tagsruhe nach dem Essen. Einige schliefen tat­säch­lich. Die let­zten Tage waren anstren­gend und schlaucht­en. Andere schwatzten oder bastel­ten. Das Wass­er war etwas wärmer, vor allem aber welliger. Es war schon anstren­gend, sich gegen die Wellen durchzuset­zen. Aber, es machte Spaß.

Nach dem äußerst leck­eren Abend­brot, das mit viel Appetit gegessen wurde, macht­en wir uns auf den Weg in ein Unter­lager, dass unmit­tel­bar am Meer gele­gen ist. Orljonok beste­ht aus 10 Unter­lagern, in denen Kinder und Jugendliche wohnen, die unter­schiedliche Tal­ente haben und ver­schiede­nen Hob­bys nachge­hen. Man erwartete uns und führte uns durch  das Lager. Die Kinder und Jugendlichen leben dort in Fässern, die mit Blick zum Meer aus­gerichtet sind. Es gibt einen Freiluft­speis­esaal, mehrere Tribü­nen und Ver­samm­lungs-bzw. Ver­anstal­tungsplätze. Es wird viel dafür getan, damit es den Jugendlichen nicht lang­weilig wird. Neben Baden gibt es auch Unter­richtsstun­den, Pro­jek­te, Wet­tbe­werbe und Arbeits­ge­mein­schaften. Man hat­te den Ein­druck, dass die Jugendlichen sich wohlfühlen.

Nach dem Rundgang war für uns ein Tre­f­fen mit ein­er syrischen Jugend­gruppe organ­isiert wor­den. Wir macht­en gemein­same Spiele, lern­ten einzelne Worte der ara­bis­chen bzw. rus­sis­chen Welt. Das alles bei irrem Lärm und viel Gelächter.

Son­ntag, 07. Juli

Zunächst wan­derten wir unsere geliebten Trep­pen hinab und lern­ten ein malerisch am Meer gele­genes Lager ken­nen. Im Orljonok gibt es zahlre­iche Leg­en­den, eine davon ist die der Fre­und­schaft zwis­chen einem Jun­gen und ein­er Krabbe. Sel­bige kam später an den Strand mit ihren Krabben­fre­un­den und wurde zu Stein. Wir sucht­en die sieben Krabben im Ter­ri­to­ri­um des Lagers, weil man sagt, wenn man alle sieben find­et, dann kann man ins Orljonok zurück­kehren. Wir wur­den fündig und ins­ge­heim hofft jed­er auf eine Rück­kehr hierher.

Nach der Mit­tagsruhe, die tat­säch­lich von eini­gen zum Schlafen genutzt wird – das Pro­gramm schlaucht eben doch- verkosteten wir alle ein tra­di­tionelles rus­sis­ches Getränk — KWAS, das beson­ders gern eiskalt an heißen Som­merta­gen getrunk­en wird. Kwas wird aus Brot, das ver­goren wird, hergestellt. Manche waren begeis­tert, anderen schmeck­te es gar nicht.

Danach hat­ten wir einen weit­eren Work­shop: Kennst Du Wörter wie Gas­tar­beit­er, But­ter­brot, Zeit­not, Durch­schlag, Schlag­baum, Wun­derkind, Jäger, Perl­mutt, Kurort, Land­schaft oder Ruck­sack? Dann sprichst Du fast schon fließend Rus­sisch, denn diese Wörter und weit­ere wer­den im Rus­sis­chen benutzt und natür­lich auch verstanden.

Der absolute Höhep­unkt erwartete uns am Abend. Wir wan­derten- und das im wahrsten Sinne des Wortes- zum anderen Ende des Lagers bis zum Autostädtchen. Dort kön­nen Jugendliche den Umgang mit den ver­schieden­sten Trans­port­mit­teln ler­nen. Ange­fan­gen vom Moun­tain­bike, über das Cross­mo­tor­rad, das Quad bis hin zum Jetski.

Beim Autostädtchen befind­et sich eine inter­na­tion­al gern genutzte Crossstrecke. Erst vor ein paar Wochen fand dort ein Lauf der Welt­meis­ter­schaft im Motor­cross statt. Wir soll­ten die Strecke auf eine beson­dere Art ken­nen­ler­nen. Artjom, selb­st mehrfach­er Meis­ter im Motor­cross, lud jew­eils fünf Jugendliche in seinen Jeep, der lockere 176 PS hat und „zeigte“ den Jugendlichen seine Strecke, indem er zunächst san­ft und sacht, ja nahezu zärtlich anfuhr, um anschließend wie ein Wilder über die Piste, Stock und Stein, durch Wälder, auf Wegen, aber auch auf keinen Wegen zu rösten, um nicht zu sagen – zu fliegen. Adren­a­lin pur. Und alle kamen zurück und hat­ten ein: „Ich will nochmal! / Bitte noch eine Runde! / War das geil! “ auf den Lip­pen. Wie gesagt ein gelun­gener Tag.

Mon­tag, 08 Juli

Und schon wieder ist ein Tag ins Land gegan­gen und ein Erleb­nis jagte das andere. Der Besuch der Ausstel­lung der Ret­tungskräfte sollte der erste Höhep­unkt sein. Wir wur­den mit zahlre­ichen Ret­tung­sein­sätzen, Unglück­en und Katas­tro­phen ver­traut gemacht und stets spielte die Notwendigkeit von gut aus­ge­bilde­ten Kräften des Katas­tro­phen­schutzes eine Rolle. Die Ausstel­lung ist sehr kreativ und mit viel Liebe zum Detail gestal­tet. Zahlre­iche Exponate stammten aus Kinder­hand. Übri­gens gibt es auch in Rus­s­land zahlre­iche junge Feuer­wehrleute oder Wasser­ret­tungskräfte. Eine Gruppe von 4 Mäd­chen gesellte sich zu uns und führte uns durch die Ausstel­lung. Sie hat­ten auch ein hüb­sches Spiel für unsere Jugendlichen vorbereitet.

Am Nach­mit­tag stand eine Töpfer­stunde auf dem Plan. Ein ver­di­en­ter Kün­stler des Kuban zeigte unseren Jugendlichen, wie man eine Ziege töpfert. Sie gehört als Ton­spielzeug zu den tra­di­tionellen Spielzeu­gen Rus­s­lands und soll die bösen Geis­ter im Haus vertreiben. Wir macht­en uns ans Werk und als­bald war die Ziege als solche erkennbar, natür­lich nur, wenn man davon aus­ge­ht, dass das immer im Auge des Betra­chters liegt. Nun müssen die Kunst­werke noch gebran­nt wer­den und dann wer­den nicht nur 13 Jugendliche die Reise nach Deutsch­land antreten, son­dern mit ihnen auch noch 13 rus­sis­che Ziegen. Auf dass die bösen Geis­ter ver­schwinden. (Wenn es nur immer so ein­fach wäre…)

Diese ganzen Erleb­nisse soll­ten aber für heute noch nicht alles gewe­sen sein. Heute, am 8. Juli, ist in Rus­s­land ein Feiertag- der Tag der Fam­i­lie, der Liebe und der Treue. Zu Ehren dieses Tages wurde im Amphithe­ater ein Konz­ert ver­anstal­tet. Und wir durften dabei sein!!! Dieses The­ater wurde vor ein paar Jahren geplant, vor drei Jahren begonnen zu bauen und im ver­gan­genen Jahr eröffnet. Es bietet Platz für knapp 3000 Leute und hat neben der Riesen­bühne alle tech­nis­chen Möglichkeiten.

Wir erlebten ein wun­der­bares Konz­ert mit Gesang, Tanz, Schaus­piel, Film­szenen- ein­fach nur gigan­tisch. Inhaltlich ging es um die Wichtigkeit der Fam­i­lie und darum, den Eltern ein­fach mal ohne Anlass DANKE zu sagen und ihnen deut­lich zu machen, dass man sie mag. Bei manchem Lied oder manch­er Film­szene kullerten winzig kleine Tränen.

Mor­gen geht es nach Sotschi. Das Wet­ter spielt mit. Es bleibt trock­en und hof­fentlich nicht zu warm. Hier am Meer ist es gut zu ertra­gen. In der Stadt wird es sich­er anstren­gen­der. Die Jugendlichen sind aufgeregt und wer­den sich­er mor­gen erneut voller neuer Ein­drücke tod­müde ins Bett sinken.

Dien­stag, 09. Juli

Nach ein­er Bus­fahrt mit dem Orljonok-eige­nen Bus kamen wir in Tuapse an. Schon die Fahrt war ein Aben­teuer für sich. Da es noch immer goss, fuhren wir durch Pfützen gigan­tis­chen Aus­maßes. In Rus­s­land ist alles groß. Pfützen würde man bei uns also eher Seen nen­nen. Die Leute nehmen es gelassen, auch das Vollge­spritzw­er­den als Fußgänger*in nimmt man mit stois­ch­er Ruhe hin. Bei uns wäre so manch­er Tob­sucht­san­fall das Ergebnis.

In Tuapse hieß es nach der Gepäck- und Per­so­n­enkon­trolle am Ein­gang des Bahn­hofs „Schuhe aus“. Nicht etwa, weil man etwas hätte schmuggeln kön­nen, son­dern weil es nach den Regengüssen galt, eine ca. 20cm tiefe Wasser­stelle vom Aus­gang bis zur Treppe zu den Bahn­steigen zu durch­wa­t­en. Wir meis­terten dieses „Prob­lem “ mit Bravour und saßen kurz darauf im Zug bequem und warm in Rich­tung Sotschi.

Dort empf­ing uns eine Stadt­bilderk­lärerin, die fan­tastisch Deutsch spricht. Ein kurz­er Bum­mel durch die Fußgänger­zone in Sotschi- und schon hat­ten wir uns in die Stadt ver­liebt. Pal­men, Ole­an­der, Blu­men über Blu­men, sub­tro­pis­che Gewächse wie Bana­nen­bäume und vieles, vieles mehr wohin das Auge auch blick­te. Diese Pracht ist unbeschreiblich.

Der weit­ere Weg führte uns auf eine Teeplan­tage in den Bergen. Wir wur­den in eine Teefab­rik ein­ge­laden, man erk­lärte uns den Werde­gang des Tees, fuhr uns zu ein­er der vie­len Teeplan­ta­gen und ließ uns dann den mit etlichen nationalen und inter­na­tionalen Preisen aus­geze­ich­neten Tee verkosten. Wir durften außer­dem unsere eigene Teemis­chung zusam­men­stellen und als Min­isou­venir mit nach Hause nehmen.

Ein­mal in den Bergen fuhren wir höher hin­auf in die kauka­sis­chen Berge- in das Sport­ge­bi­et der Olymp­is­chen Spiele Rosa Chutor. Dort fan­den 2014 alle Ski­wet­tbe­werbe statt. Die Land­schaft ist umw­er­fend. Umgeben von 1500–2000 Meter hohen Bergen, im Hin­ter­grund 3000er macht­en wir einen Zwis­chen­stopp unter der höch­sten, läng­sten und über­haupt alles… in Europa, der Welt und wahrschein­lich auch im Uni­ver­sum… Hänge­brücke. Aben­teuer­lustige Besucher*innen über­querten die Brücke in 200 Meter Höhe.

In Rosa Chutor durch­querten wir in knapp 15 Minuten 17 Regio­nen Rus­s­lands. Moja Rossia ist ein riesiges Muse­ums­dorf, in dem typ­is­che Baut­en rus­sis­ch­er Gegen­den nachge­baut wur­den. Wir waren in Sibirien genau­so wie in Moskau, Urd­mu­tien, bei den Nomaden, in den Städten des rus­sis­chen Ringes, in einem Kloster und natür­lich auch in Moskau. Schade, die Zeit war zu knapp. Wir hat­ten bei einem Stau in Sotschi viel Zeit ver­loren. Die fehlte uns dort, aber auch für den olymp­is­chen Park.

Den umkreis­ten wir mit dem speziell für uns gebucht­en Großraum­taxi. Jele­na, unsere Beglei­t­erin, erk­lärte, was wir sehen. Genial, dass es Sotschi gelun­gen ist, den Park nach den Spie­len und der Fußball-WM im let­zten Jahr nicht seinem Schick­sal zu über­lassen, son­dern ihn auch weit­er­hin zu nutzen. Der Park lebt und wird erweit­ert. Er wird von Gästen und Einwohner*innen der Stadt rege genutzt. Einen Ein­blick haben wir bekom­men, schade, dass es nicht für mehr gere­icht hat.

Mittwoch, 10. Juli

Es begann mit ein­er Bus­fahrt zum Unter­lager „Olymp­is­ches Dorf“. Am anderen Ende des Lagers gele­gen, sieht es in der Sonne blitzend oder nachts mit hun­derten Läm­pchen beleuchtet aus, wie ein soeben gelandetes Ufo. In diesem Lager befind­et sich das Sport­mu­se­um, in dem wir während ein­er Führung inter­es­sante Dinge über den sow­jetis­chen und rus­sis­chen Sport, aber auch z. B. über Olympia erfahren haben. Sehr anschaulich wurde auf großen Tafeln dargestellt, welch lan­gen Weg das olymp­is­che Feuer von Athen nach Sotschi genom­men hat. Allein in Rus­s­land durch­lief es 48 Sta­tio­nen, vom hohen Nor­den, über die Tiefen des Baikals. Selb­st im Orljonok war es zu Gast und meis­terte seinen Weg zu Fuß, zu Wass­er, in der Luft, ja sog­ar per Ren­tier und im Weltall.

Heute Nach­mit­tag stat­teten wir dem Kos­mosmu­se­um einen Besuch ab. Unsere Jugendliche wis­sen nichts oder nicht viel von Gagarin und Tereschkowa, ken­nen nicht wirk­lich Sput­nik, Lai­ka und Luna­chod oder Sig­mund Jähn — es ist für sie nichts Sen­sa­tionelles, dass Men­schen in den Kos­mos fliegen und eine Vorstel­lung davon, wie alles anf­ing, haben sie auch nicht. Umso inter­essiert­er sahen sie sich all die Exponate an, hörten den Aus­führun­gen zu und macht­en Fotos.

Am Abend besucht­en wir die Deutschlehrerin Iri­na. Sie wohnt mit ihrer Gruppe in einem Lager, in dem Jugendliche sich zu Grup­pen­leit­ern aus­bilden lassen oder vielle­icht später Lehrer*innen wer­den wollen. Eine gelun­gene Sache, alle waren begeis­tert. Die Jugendlichen waren im Alter unser­er und warteten am gemütlichen Lager­feuer auf uns.

Nach ein­er kurzen Begrüßung dauerte es keine fünf Minuten und man war im Gespräch. Rus­sisch, Englisch, Deutsch, Hände, Füße, Gesten, Mimik, Lachen, gemein­same Lieder, gemein­samer Tanz deutsche Musik, rus­sis­ch­er Gesang, ja gar ein gemein­sames „Last Christ­mas“!!!- was für eine Atmo­sphäre. Genial. Man bedank­te sich her­zlich, über­gab kleine Geschenke, tauschte Kon­tak­te aus und kon­nte sich nur schw­er trennen.

Don­ner­stag, 11. Juli

Nach dem gemein­samen Früh­stück macht­en wir eine Bib­lio­theks­führung. Diese Bib­lio­thek muss man gese­hen haben. Man sieht kaum Büch­er, dabei hat man dort ca. 70000 Exem­plare. Dafür gibt es dort jede Menge Ausstel­lungsstücke, zu denen die ältere Dame man­nig­faltige Geschicht­en erzählen kann. Die Phan­tasie von ihr ist unbeschreib­lich, der Ein­fall­sre­ich­tum verblüffend.

Nach der Mit­tagspause hat­ten wir beschlossen, dem Meer doch einen Besuch abzus­tat­ten. Es reg­nete nicht. Der Strand war leer, also wie für uns gemacht.  Etliche gin­gen ins Wass­er, das immer noch warm war. Als alle draußen waren, spiel­ten wir Vol­ley­ball und so manch­es Kinder­garten­spiel. Man war mit Feuereifer dabei und wollte gar nicht wahrhaben, dass wir schon zum Abend­brot gehen mussten, obwohl wir die dop­pelte Zeit am Meer ver­bracht­en als gewöhnlich.

Abends spiel­ten wir erneut, dieses Mal unter Anleitung. Man erk­lärte uns Details zu ver­schiede­nen tra­di­tionellen rus­sis­chen Spie­len und wir prak­tizierten sie mit viel Freude.

Unter­brochen wur­den wir von einem gigan­tis­chen Feuer­w­erk, das aus welchem Anlass auch immer, über der Schwarzmeerküste abge­bran­nt wurde. Faszinierend- dieses Wort reicht nicht, um es gebührend zu beschreiben. Ein uner­wartetes Geschenk für uns, das wir dank­end annahmen.

Der näch­ste Pro­gramm­punkt für heute sollte der Besuch des Obser­va­to­ri­ums wer­den. Wir hat­ten uns darauf gefreut, ABER, wir wur­den ent­täuscht. Das Prob­lem bestand darin, dass der Him­mel so bewölkt war, dass sich der Auf­bau irgendwelch­er Teleskope nicht ren­tiert hätte. Es war lei­der kein einziger Stern zu entdecken.

Mor­gen erleben wir unseren let­zten Tag hier im Orljonok. Hof­fentlich spielt das Wet­ter mit.

Fre­itag, 12. Juli

Das let­zte Früh­stück, das let­zte Baden, das let­zte Stufen­steigen, eine let­zte Leg­ende zum Orljonok, die let­zte Begeg­nung mit dem Meer. Es hieß unun­ter­brochen Abschied­nehmen und das war für uns nicht ein­fach. Wir wollen nach Hause, aber genau­so gern blieben wir gerne noch hier. Vie­len wurde heute schmer­zlich klar, dass die Reise nun mit Riesen­schrit­ten dem Ende zugeht.

Heute hat das Orljonok seinen 59. Geburt­stag und alles feierte. Bunt­geschmück­te Wege, Häuser, tanzende, sin­gende Kinder, Orljonok­lieder wohin man hörte, Kinder in Fes­tk­lei­dung oder grup­penein­heitlichen T‑Shirts. Und wir dabei. Herrlich!

Den Nach­mit­tag nutzten wir zum Kof­fer­pack­en. Und dann- ein let­zter Besuch am Strand und ein let­ztes Baden, ein Blick zurück auf’s Meer.

Natür­lich ver­ab­schiede­ten wir uns auch von den Men­schen, die wir ken­nen­gel­ernt haben. Wir sam­melten unsere Baste­lar­beit­en ein, macht­en let­zte Einkäufe und nah­men unser let­ztes Abend­brot im Speis­esaal ein. Das Abend­brot war vielfältig. Man tut hier alles, um uns zufrieden­zustellen. Am Ende bedank­ten wir uns her­zlichst und mit einem Riese­nap­plaus bei den Küchenfrauen.

Anschließend ver­sam­melten wir uns zu einem let­zten Kreis des Orljonok. Eine weit­ere Tra­di­tion. Wir saßen beieinan­der, gaben unsere Ein­drücke zur Fahrt preis, bedank­ten uns bei Poli­na, die uns so tatkräftig unter­stützte, aßen Geburt­stagstorte und schun­kel­ten uns langsam im Kreis umar­mend zu rus­sis­ch­er Musik in Gedanken ver­sunken. Es war ein schön­er gemein­samer Abschluss. Ein let­ztes Konz­ert zeigte uns nochmals, dass es hier sehr viele tal­en­tierte Jugendliche gibt, die das Glück haben, so gefördert zu werden.

Nun heißt es- AUF WIEDERSEHEN Orljonok, Tschüss Russland.

Diese Begeg­nung wurde von der Stiftung Deutsch-Rus­sis­ch­er Jugen­daus­tausch gefördert.