Viele Grüße aus Krasnodar und Orljonok (Reisebericht Heike Adomat 2018)

Viele Grüße aus Krasnodar und Orljonok 

Reise­bericht von Heike Ado­mat über unsere Deutsch-Rus­sis­che Jugend­begeg­nung, die vom 23. Juni bis zum 07. Juli in Krasnodar und Orljonok stattge­fun­den hat. 

Unter dem Mot­to „In der Freizeit ohne Smart­phone und Com­put­er: Ist das über­haupt noch möglich?“ lern­ten die Jugendlichen ver­schiedene Möglichkeit­en für aktive und kreative Freizeit­gestal­tung fernab von der dig­i­tal­en Welt ken­nen und haben offen­sichtlich viel Freude dabei gehabt, aber lest selbst …

Krasnodar Tag 1

Die ersten erleb­nis­re­ichen Tage sind vor­bei. Was haben wir nicht alles gese­hen. Wahnsinn!

Bei ein­er Führung im Muse­um wur­den wir mit der Geschichte der Stadt, des Gebi­etes und der Völk­er, die hier lebten und noch leben, ver­traut gemacht. Anschließend kon­nten wir die Kosak_innen, die wir ger­ade ken­nen­gel­ernt hat­ten, live erleben. In Uni­for­men marschierend, Musik spie­lend, tanzend, sin­gend über­wälti­gend, wer das noch nie gese­hen hat.

Beim fol­gen­den Stadtrundgang erfuhren wir viel über Architek­tur, berühmte Per­sön­lichkeit­en wie Puschkin, Majakows­ki und Repin, die hier waren, über Parks und Erhol­ungsmöglichkeit­en, die die Einwohner_innen rege nutzen. Die Straße auf der wir leben ist an Woch­enen­den Fußgänger­zone und bietet an jed­er Ecke neue Dinge zum Ent­deck­en. Unglaublich, was man da zu sehen bekommt, Sänger_innen, Tänzer_innen, Haus- und Wildtiere, Luft­bal­lons, Zuck­er­wat­te, Eis und, und, und. Wir gelangten bis zum Stadt­park mit Attrak­tio­nen, klasse Bepflanzung und hüb­schen Denkmalen. Aber- ein klein­er kurz­er Regen­schauer sorgte für eine Pro­gram­män­derung. Das Mit­tagessen wurde vorgezogen.

Apro­pos Essen- leck­er ist gar kein Aus­druck. Frischgekochte Suppe mit Gemüse und selb­st­gemacht­en Nudeln, Salat, Eierkuchen­beutelchen mit Fül­lung, Eierkuchen mit süßer dick­er Kon­dens­milch- reich­lich wäre falsch. Man muss von Schlem­men oder Völlerei sprechen. Die Vegetarier_innen bekom­men übri­gens eigenes Essen.

Damit war das Pro­gramm nicht zu Ende. Wir bastel­ten ein tra­di­tionelles Püp­pchen und nach ca. ein­er Stunde hat­ten alle Kinder das Ergeb­nis in der Hand. Strahlende Kinder­au­gen waren der Lohn.

Wer nun denkt, das war’s- weit gefehlt. Ein Höhep­unkt jagte den näch­sten. Heute ist in Rus­s­land Tag der Jugend. In allen Städten find­en die Abschluss­bälle statt. In Krasnodar gibt es die Tra­di­tion, dass sich die besten Absolvent_innen der Region zum Ball des Gou­verneurs ver­sam­meln, in ein­er Parade zum Haupt­platz der Stadt laufen und dort ihren Ball feiern. Unge­fähr 500 her­aus­geputzte, in Brautk­leid- ähn­lichen Fes­tk­lei­dern oder schick­en Anzü­gen zogen fröh­lich tanzend oder sin­gend durch die Straße. Unsere Schüler_innen beobachteten nei­disch diese Szenerie.

Nach dem Abend­brot in ein­er Pizze­ria liefen wir noch bis zu den sin­gen­den Fontä­nen und genossen die bun­ten Wasser­spiele bei Radezki­marsch oder argen­tinis­chem Tango.

Ein voll­gepack­ter Tag mit vie­len Erleb­nis­sen, viel zu viel Essen, guter Laune und unwahrschein­lich tapfer durch­hal­tenden Schüler_innen, die dieses Pen­sum nicht gewöh­nt sind, geht zu Ende. Die Truppe funk­tion­iert, es macht Spaß mit den Kindern unter­wegs zu sein.

Jet­zt ist Nachtruhe ange­sagt, mor­gen erwarten uns neue Abenteuer….

 

Krasnodar Tag 2

Alle hat­ten gut geschlafen und waren gerüstet für neue Unternehmungen. Nach dem Früh­stück im Hotel wartete der Minibus, der übri­gens ger­ade die spanis­che Män­ner-Fußball-National­mannschaft zum Flughafen gebracht hat­te. Die Spanier haben in Krasnodar Quarti­er bezo­gen und fühlen sich hier sehr wohl. Wir fuhren in einen Vorort der Großs­tadt und besucht­en ein Jugend- Folk­lore- Ensemble.

Man begrüßte uns mit einem tra­di­tionellen Tanz und wun­der­schö­nen Kostü­men. Die kleinen Kinder waren im Alter von 3–11 und gaben sich eine Riesen­mühe. Im Anschluss durften wir bei ein­er Train­ingsstunde des Tanzensem­bles der 13–14-Jährigen zuse­hen. Was für ein schweißtreiben­der Sport. Irre. Die Schüler_innen tre­f­fen sich vier Mal pro Woche für zwei Stun­den und trainieren und trainieren und trainieren. Höl­lisch- das ist Leis­tungss­port pur. Die dann gezeigten Tänze sah man mit völ­lig anderen Augen, erkan­nte man doch jede Menge einzelne zuvor geübte Elemente.

Man bat uns eben­falls zum Tanz. Ohne Berührungsangst und mit guter Laune erlern­ten wir die Schrit­tkom­bi­na­tion und wirbel­ten bald gemein­sam über die Bühne. Ein beglück­endes Bild. Der Bann war gebrochen, die Scheu abgelegt- es wurde gere­det, gestikuliert, gelacht und erzählt. Her­rlich- genau das ist der Grund, hier­her zu fahren. Die Kinder bei­der Län­der haben in diesen Momenten begrif­f­en, dass man miteinan­der ins Gespräch kom­men muss, man eigentlich gle­iche Inter­essen hat und gern noch länger miteinan­der zu tun hätte. Der Abschied fiel schw­er. Das leckere Mit­tagessen tröstete da nicht wirklich.

Und schon stand die näch­ste Exkur­sion an. Das Haus für human­itäre Bil­dung und schöpferische Erziehung stand auf dem Plan. In diesem Haus gibt es ein Muse­um, in dem man uns mit der Geschichte der Pio­nieror­gan­i­sa­tion und den Ereignis­sen des Großen Vater­ländis­chen Krieges ver­traut machte. Unsere Kinder waren sehr betrof­fen, als sie von den Schick­salen ihrer Altersgenossen in den Kriegs­jahren hörten. Da sie mit dieser The­matik im Unter­richt bish­er nichts zu tun hat­ten, wirk­ten die Erzäh­lun­gen umso mehr.

Das eigentliche Anliegen dieser Ein­rich­tung aber ist, Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu bieten, nach dem Unter­richt ihren Inter­essen nachzuge­hen. Sei es Sin­gen, Tanzen, Musizieren, Sprachen lernen…und das im Alter von 3–30. Übri­gens alles kosten­los. Wir erfuhren vom 60. Geburt­stag des Orch­esters der tra­di­tionellen rus­sis­chen Instru­mente und durften bei der Gen­er­al­probe des Orch­esters dabei sein. Vir­tu­ose Musik gespielt von Preisträgern inter­na­tionaler und nationaler Bedeu­tung. Ein Traum. Unsere Schüler_innen waren fasziniert. Sie nah­men anschließend die Instru­mente selb­st in die Hände, pro­bierten aus und „spiel­ten“.

Die erste Freizeit ver­bracht­en manche auf dem Markt, mit Eis essen oder ein­fach nur damit, sich allein (in Grüp­pchen) umzuschauen. Auch das meis­terten alle mit Bravour. Man kann sich ver­lassen, alle sind pünk­tlich, diszi­plin­iert und hil­fs­bere­it. – Wir mussten heute z.B. das Zim­mer wech­seln. Eine Sache von keinen 5 Minuten und alles war vergessen. Jede_r pack­te an. Ein­fach nur toll.

Nach dem Abend­brot im Hotel erkun­de­ten wir die andere Seite der Uliza Kras­na­ja. Wir fuhren mit einem über­füll­ten Stadt­bus bis zum Ende und spazierten bei immer­hin noch 29 Grad die knapp zwei Kilo­me­ter in der zauber­haft gestal­teten Grü­nan­lage inmit­ten der zwei zwei-bis dreis­puri­gen Fahrbah­nen bis zum Hotel zurück. Her­rliche Pflanzenkom­bi­na­tio­nen, blühende Bäume und Büsche.

Jet­zt erholen sich alle und rüsten sich für die Nacht, um für mor­gen Kraft für neue Ent­deck­un­gen zu haben.

Krasnodar Tag 3

Das Invali­den­stu­dio war heute unser erster Anlauf­punkt. Ich hat­te der Gruppe im Vor­feld erzählt, was uns in etwa erwarten wird. Aber all diese Erzäh­lun­gen wur­den übertrof­fen. Mit unwahrschein­lich­er Her­zlichkeit begrüßte man uns wie alte Fre­unde, kom­men wir doch nicht zum ersten Mal in dieses Haus. Mit jed­er Menge Liebe und Geduld erk­lärte man uns das Entste­hen und den Sinn und Zweck des Zen­trums. Man zeigte uns die Gemälde, Bilder und handw­erk­lichen Arbeit­en, die wir fasziniert bestaunten. Kinder und Jugendliche mit Behin­derung wer­den hier von ein­er Elternini­tia­tive, die auss­chließlich durch Spenden finanziert wird, gefördert und voll­brin­gen unglaubliche Leis­tun­gen. Der Erfolg lässt zu, dass die Werke der Kün­stler schon inter-/na­tion­al aus­gestellt wurden.

Wir durften dann unser­er Kreativ­ität freien Lauf lassen und gestal­teten selb­st und gemein­sam mit den Kindern Bilder und flocht­en hüb­sche Haar­reifen aus Stroh. Ein gelun­gener Besuch, der uns als Fre­unde „Auf Wieder­se­hen“ sagen ließ.

Heute meinte es die Sonne beson­ders gut mit uns. Die nach­mit­tägliche Fahrt zum Jugendzen­trum in der Straßen­bahn war stra­paz­iös, weil unerträglich heiß und lang. Die Anstren­gun­gen der let­zten Tage und die brü­tende Hitze sorgten dafür, dass manche tief und fest schliefen. Im Jugendzen­trum aber waren sie wieder voll dabei. Inter­ak­tive Beschäf­ti­gun­gen waren ange­sagt- soll heißen- Tis­chten­nis, Lufthock­ey, Hüpf­burg, Karaoke, Übun­gen im Rock- und Pop­stu­dio, DJ- Lek­tio­nen und Auf­nah­men im Fernsehstu­dio. Die Kinder beka­men die Mün­der vor Staunen nicht mehr zu. Sie durften alles aus­pro­bieren und macht­en davon rege Gebrauch.

Die Infor­ma­tion, dass all die Dinge für die Jugend von 3–30 kosten­los nutzbar sind, ließ sie fas­sungs­los zurück. Die Frage, warum es solche vom Staat geförderten Ange­bote nicht auch in Deutsch­land oder wenig­stens in Niesky gibt, blieb unbeantwortet.

Nein, falsch- die Lei­t­erin sagte, wir wollen unsere Kinder nach­mit­tags von der Straße weg­holen und ihnen die Möglichkeit geben, durch Bil­dung, Kul­tur und Sport glück­lich und gesund aufzuwachsen.

Ein Aben­teuer muss noch erwäh­nt wer­den. Die Straßen­bahn auf der Rück­fahrt kon­nte ihre Fahrt nicht fort­set­zen, weil sich zwei Autos auf der Kreuzung „zu nahegekom­men waren“, sprich- ziem­lich ver­beult die freie Fahrt versper­rten. Dazu muss man wis­sen, dass sich hier kaum jemand an die vorgeschriebene Geschwindigkeit hält. Manch ein­er scheint gar seinen Piloten­schein aus­pro­bieren zu wollen. Wir entsch­ieden, den Weg zu Fuß fortzuset­zen. Eine Hal­testelle waren wir gelaufen, da rollte die Bahn, die wir ver­lassen hat­ten, wieder an. Man hat­te offen­sichtlich die Autos Bei­seit­egeschoben, um den anderen Verkehrsteil­nehmern die Möglichkeit des Weit­er­fahrens zugeben. Also stiegen wir wieder zu und kamen so pünk­tlich zum Abendbrot.

Der let­zte Abend in Krasnodar ist ange­brochen. Schade, denn den Jugendlichen gefällt es hier gut, auch wenn die Tage sehr aus­ge­füllt sind. Das aber war ja angekündigt wor­den und alle hiel­ten tapfer durch. Die Truppe ist super, es macht viel Spaß mit den Kindern unter­wegs zu sein. Mor­gen rüsten wir uns zur Fahrt ins Orljonok ……

Wir ver­bracht­en die erste Hälfte mit Kof­fer­pack­en und Freizeit. Die Jugendlichen bum­melten in Grüp­pchen, sahen sich dieses und jenes Geschäft an und nah­men Abschied von der Stadt. Ein leck­eres Mit­tagessen in einem orig­inell gestal­teten ukrainis­chen Restau­rant run­dete unseren Aufen­thalt in Krasnodar ab.

Ges­pan­nt macht­en wir uns im Orljonok — eige­nen Bus auf den Weg. Wir kamen zügig durch, die Auto­bahn war zum Glück nicht über­füllt. Die ersten Blicke auf das Meer wur­den mit Freude reg­istri­ert. Im Orljonok angekom­men, hat­ten wir Zeit, unsere Zim­mer einzuricht­en. Nach dem Essen begaben wir uns auf den ersten Erkun­dungs­gang und stiegen die Trep­pen zum Meer hinab. Ein her­rlich­er Son­nenun­ter­gang war der Lohn dafür.

Anna, unsere Betreuerin vom Orljonok erzählte uns so manche Leg­ende und zeigte uns die wichtig­sten Plätze im Haupt­teil des Lagers. Die Jugendlichen waren beein­druckt vom Meer, von der Veg­e­ta­tion, den ver­schiede­nen Gebäu­den und Möglichkeit­en. Zum Abschluss des Abends kon­nten wir vom hiesi­gen Obser­va­to­ri­um die Plan­eten Jupiter, Sat­urn und Venus durch ein Teleskop beobachten.

Nun warten wir auf weit­ere Ent­deck­un­gen und freuen uns auf das erste Baden am morgi­gen Tag, wenn das Wet­ter mitspielt.

Orljonok  

Das Leben mit Verän­derun­gen kennze­ich­nete unseren heuti­gen Tag. Nor­maler­weise haben wir einen Tage­s­plan, an den wir uns hal­ten. Immer­hin müssen hier 3500 Kinder und Jugendliche täglich zufrieden gestellt wer­den. Das entspricht ein­er logis­tis­chen Meis­ter­leis­tung, alle durch die Museen, Bas­tel- oder Klet­ter­stun­den zu schleusen. Und es klappt. Beachtlich.

Aber heute war alles anders als geplant und den­noch ver­lebten wir hier einen tollen Tag. Mor­gens gin­gen wir baden. Spätestens heute wurde allen klar, warum wir täglich ca. 1,5 km + Treppe zurück­le­gen, um an unseren Strand­ab­schnitt zu gelan­gen. Wir baden am Strand der Mitar­beit­er und Gäste. Dort dür­fen wir ins Wass­er, wann und wie lange wir wollen. Heute war es seeehr wellig und man sah den gesamten Tag lang kein einziges Orljonok-Kind im Wass­er. Aus Sicher­heits­grün­den dür­fen sie nicht baden. Wir aber durften- bis zu den Knien. Aller 50 Meter stand ein Ret­tungss­chwim­mer im Wass­er, einige standen am Ufer und achteten auf alle Baden­den.  Zunächst belächel­ten wir diese Vor­sicht. Als wir dann aber im Wass­er waren, merk­ten wir, dass die Wellen unheim­lich viel Kraft haben und uns förm­lich die Beine weg­zo­gen. Man ken­nt also sein Meer !!! Ich war froh, denn so kon­nte ich sich­er sein, alle Kinder wohlbe­hal­ten zur näch­sten Aktion mit­nehmen zu können.

Diese fand in einem Unter­lager, das der Seefahrt gewid­met ist, statt. Das Haus selb­st sieht aus wie ein Schiff. Man zeigte uns die Räume der Kinder, die im Lager Kojen heißen. Der Speis­esaal, sprich die Kom­büse, lag auf unserem Weg. Der Besuch eines kleinen Muse­ums, in dem wir über die Geschichte der Seefahrt aufgek­lärt wur­den, schloss sich an. In dem Lager ist ein Kün­stler tätig, der mit den Kindern Bas­tel­stun­den durch­führt. Er ließ uns in sein Ate­lier und wir gestal­teten gemein­sam einen Sou­venirstein. Und wieder hörte ich nur Lobe der Diszi­plin, der Kreativ­ität, der Aus­dauer wegen. Das tut gut und macht stolz, mit solchen Kindern unter­wegs sein zu dür­fen. Den Jugendlichen gefiel das Gestal­ten sehr und wir verabre­de­ten uns ein zweites Mal. Danach blieben uns ganze 10 Minuten, um die nun­mehr nur noch 1,3 km zu unserem Speis­esaal zurück­zule­gen. Aber- man hat­te extra für uns einen Bus aus dem eige­nen Fuhrpark kom­men lassen, der uns im Prinzip vor den gefüll­ten Tellern abset­zte. Was für ein Service!!!!

Nach­mit­tags waren die Wellen noch höher. Verzück­te Schreie, lautes Kinder­lachen, glück­liche strahlende Gesichter, herrlich.

Nach dem Abend­brot wan­derten wir erneut. Diese mal war ein anderes Unter­lager unser Ziel. Dort wohnen die ca. 650 Kinder und Jugendliche in Fässern unmit­tel­bar am Strand. Man führte uns durch das Lager, zeigte und erk­lärte alle Gebäude, erzählte wom­it sich die Kinder und Jugendliche von 10–17 Jahren tagsüber befassen. Das Inter­esse war geweckt. Unsere Kinder woll­ten wis­sen, was es kostet und was man anstellen muss, um hier die 21 Tage eines Durch­gangs erleben zu können.

Der Rück­weg war schnell erledigt, das freie WLAN zieht immer. Zum Glück waren wir zügig zurück im Hotel, denn zurzeit gewit­tert es heftig. Es kracht und blitzt, es reg­net und die kauka­sis­chen Berge hin­ter uns tun ihr Übriges, damit uns dieses Natur­ereig­nis länger erhal­ten bleibt. Hof­fentlich nur heute Nacht.

Sollte Baden nicht möglich sein, wird man sich etwas anderes für uns ein­fall­en lassen. Man möchte keines­falls, dass sich hier ein Kind lang­weilt oder gar unwohl fühlt.

 

Und wieder liegt ein Tag voller Erleb­nisse hin­ter uns. Immer wieder wird uns aber auch klar, dass die Zeit auf­grund der vie­len Unternehmungen irrsin­nig schnell ver­fliegt und wir schon über die Hälfte unser­er Reise erlebt haben. Man wird schon etwas trau­rig bei dem Gedanken, dass man bald diese wun­der­schöne Natur, die net­ten Men­schen und die großar­ti­gen Aben­teuer nicht mehr sehen bzw. haben wird. Heimweh hat man nicht, man ist eher trau­rig, dass die lieben Eltern (die ins­ge­heim ver­misst wer­den) nicht teil­haben an all diesen Abenteuern.

Den Kindern wird hier sehr viel geboten. Neben dem täglichen Baden im Meer, das mit Wahnsinns­freude, enormer Aus­dauer und den wildesten Sprün­gen in die heute zum Teil sehr hohen Wellen über die Bühne ging, beschäfti­gen uns mor­gens, nach­mit­tags und abends auch andere Dinge. Heute lern­ten wir ein Märchen des berühmten rus­sis­chen Schrift­stellers Sergei Puschkin ken­nen. Wir lasen es gemein­sam laut und besprachen Sinn und Bedeu­tung des Textes.

Am Nach­mit­tag stand Lan­deskunde auf dem Plan. Anna, unsere Betreuerin, erzählte uns inter­es­sante Dinge aus den Bere­ichen Geo­gra­phie, Kun­st, Kul­tur, Sport und Bil­dung. Vieles davon war für die Gruppe neu.

Als wir zum Abend­brot gin­gen, spielte Rus­s­land ger­ade gegen Spanien. Man hat­te in den einzel­nen Unter­lagern pub­lic view­ing organ­isiert und die rus­sis­chen Jugendlichen jubel­ten aus Leibeskräften nach dem Sieg ihrer Mannschaft beim Elfme­terkri­mi. Es sei ihnen gegönnt.

Wir hinge­gen wan­derten als­bald die 3 Kilo­me­ter bis zum Autostädtchen, das eben­falls zum Lager gehört. Unter­wegs macht­en wir noch einen Abstech­er in den Sport- und Kul­tur­palast, um uns das olympiafähige 50 m Schwimm­beck­en im ersten Stock des Gebäudes anzuse­hen. Als wir dort waren, trainierten ger­ade die Nach­wuch­swasser­baller Russlands.

Im Autostädtchen angekom­men erwartete unsere Kinder eine Über­raschung. Artjom, Meis­ter im Motocross, erwartete uns und nahm die Kinder in seinem „Auto“ mit auf die Strecke, die noch vor ein paar Wochen für die Welt­meis­ter­schaft im Motocross diente. Natür­lich fuhr er nicht nor­mal, son­dern röstete über die Pis­ten, um nicht zu sagen, er flog fast. Die Jugendlichen schrien nicht vor Angst, son­dern vor Freude. Adren­a­lin pur. „Geil- cool- spitze“- hörte man von allen. Am lieb­sten hät­ten alle noch ein­mal fahren gewollt.

Der Rück­weg wurde unter­brochen durch einen Mini­aufen­thalt in einem Unter­lager. Dort war ger­ade eine Disko, deren Ende wir noch erlebten. Die Trep­pen ins Hotel waren dann kein Prob­lem. Wie gesagt- das freie WLAN zieht, auch wenn es sehr schwankt. Aber, bess­er als nichts.

Nun liegen alle in den Bet­ten. Die voll­gepack­ten Tage, die Wärme. Das Baden, das viele Laufen, das Trep­pen­steigen, das leckere Essen, das alles schlaucht. Die Kinder sind eigentlich total kaputt, aber zu jed­er neuen Aktion bereit.

 

Sotschi

Was für ein Tag!

Was für eine Stadt- SOTSCHI!

Nicht zu beschreiben, nicht in Worte zu fassen — ich ver­suche es trotzdem.

Nach ein­stündi­ger Bus­fahrt vom Orljonok stiegen wir in Tuapse in den Zug, der uns nach ein­er reich­lichen Stunde in den Stadt­teil LOO gefahren hat­te. Dort wartete ein Großraum­taxi auf uns und meine Lieblingsstadtbilderklärerin.

Die Frau spricht ein phan­tastis­ches Deutsch, das mir das Über­set­zen erspart. Dadurch sparen wir viel Zeit und kön­nen viel, viel mehr von dieser faszinieren­den Stadt sehen.

Unsere Exkur­sion war sehr vielfältig. Wir erlebten den Kauka­sus, die Innen­stadt, vielfältig­ste Meeres­blicke, den Stadt­berg Achun, den Olympia­park und die lan­gen, lan­gen Straßen, die sich ent­lang der Meeresküste ziehen. Sotschi ist mit 145km die läng­ste Stadt Rus­s­lands und am Meer gebaut, da die kauka­sis­chen Berge ein Bauen in die Bre­ite ver­hin­dern. Die Reise­lei­t­erin sagte: „Wir leben hier wie in einem Treib­haus“ — und so sieht die Veg­e­ta­tion auch aus. Ole­an­der, Pal­men, Bana­nen, Euka­lyp­tus, Mag­no­lien, Feigen, Mam­mut­bäume, Esskas­tanien und, und, und das alles in gigan­tis­ch­er Form. Dazu tausende Blu­mentep­piche, Blu­men­skulp­turen und Bepflanzun­gen- ein Traum. Ein Foto­mo­tiv jagt das näch­ste, man weiß nicht, wohin man zuerst schauen soll.

Der erste Weg führte uns in die Berge zu ein­er Teeplan­tage. Man erläuterte uns, wie Tee ange­baut und ver­ar­beit­et wird. Wussten Sie, dass grün­er, rot­er, gel­ber, weißer und schwarz­er Tee am sel­ben Strauch wach­sen und sich nur dank der Pflück- und Bear­beitungsweise unter­schei­den? War Ihnen bekan­nt, dass Teesträuch­er beschnit­ten wer­den, weil sie son­st zu 20m hohen Bäu­men werden?

Nach der The­o­rie kam die Prax­is. Wir besucht­en ein riesiges Tee­haus, in dem wir mit super­frischen leck­eren großen Piroggen, schwarzem Tee aus dem Samowar und Kon­fitüre aus Feigen, „Ananas­gurken“ und Aprikosen bewirtet wur­den. Das Haus allein ist schon eine Augen­wei­de, der Aus­blick in die Berge unfass­bar schön und die Zer­e­monie selb­st sehens- hörens- und schmeck­enswert. Wir genossen all diese Schönheit.

Selb­st das Toi­lettchen, das unter die Kat­e­gorie Lan­deskunde pur fällt, wurde mit „Freude“ aus­pro­biert. Fotos zeu­gen davon.

Die näch­ste Etappe war die Innen­stadt. Jede Menge Fußball- wenn auch in ander­er Form. Maskottchen, Sitzbänke als Tor mit Fußball als neben­ste­hen­dem Papierkorb,

Fußball­blu­men­töpfe, Fußball­blu­menkom­po­si­tio­nen, Fußball­fah­nen, Fußball über­all. Und eine über­aus üppige, für uns unge­wohnte Flo­ra und Fau­na, dazu mod­ern­ste und his­torische Gebäude unmit­tel­bar nebeneinan­der, der Hafen mit Yacht­en und Luxu­ss­chif­f­en- neue Ein­drücke, wohin das Auge reicht.

Punkt drei unser­er Reise war der Aus­sicht­sturm auf dem Achun. Von dort hat man einen einzi­gar­ti­gen Run­dum­blick in den Kauka­sus und über die Stadt hin­weg zum Schwarzen Meer bis zum Olympia­park. Abso­lut über­wälti­gend. Dort oben kauften wir uns auch unser Mit­tagessen. Viele ließen sich frische Teigtaschen mit Käse‑, Kohl,- Kartof­fel- oder Fleis­chfül­lung schmecken.

Damit nicht genug fuhren wir weit­er zum Olympia­park. Ein klein­er Golfwa­gen brachte uns vom Bus­park­platz direkt zur großen Fack­el. Dort erk­lärte man uns alle Sta­di­en, die nach der Olympiade umgenutzt wur­den und noch immer sportlichen Aktiv­itäten dienen oder Aus­bil­dungsstät­ten für tal­en­tierte Sportler sind. Inzwis­chen ent­standen dort auch der erste Freizeit­park Rus­s­lands, ver­gle­ich­bar mit Soltau oder Belan­tis, eine Formel 1 Strecke und das olymp­is­che Dorf ist nun­mehr von Russen bewohnt, die in den Woh­nun­gen zur Miete oder im Eigen­tum leben. Die gewaltige Fläche der Anlage wird heute als Sport­park genutzt. Unzäh­lige, aber­witzige Fort­be­we­gungsmit­tel wer­den genutzt, um sich von A nach B zu begeben. Man bum­melt, lauscht Konz­erten, bestaunt die Olympia­fontäne, die abends halb­stündlich bunte bis zu 60m hohe mit Musik unter­malte Wasser­strahlen in die Luft schießt. Der Olympia­park ist offen­sichtlich keine Fehlin­vesti­tion, denn er wird noch immer rege genutzt.

Am Sonnabend wer­den tausende Men­schen zum Spiel Rus­s­lands in das Sta­dion pil­gern, genau in das, vor dem WIR heute standen. Was für ein Gefühl!

Damit der Tag für die Jugendlichen nicht zu lang­weilig wird, haben wir noch eine kleine Span­nung­sein­lage organ­isiert. Wir kan­nten die Abfahrt­szeit unseres Zuges, hat­ten gefühlt im Olympia­park noch eine halbe Stunde Zeit, aber einen Weg von min­destens 35–40 Minuten bis zum Bahn­hof. Der Tax­i­fahrer fuhr nicht, er jagte durch die Stadt, zum Teil par­al­lel zu unserem Zug, der bere­its von ein­er vorheri­gen Sta­tion abge­fahren war. Wir hat­ten am Bahn­hof noch 5 Minuten Zeit zum Ein­steigen. Man glaubt, das ist viel- aber nicht in Rus­s­land. Taschencheck, Fahrkar­tencheck, Per­so­n­enkon­trolle, Roll­treppe bis zum Mond, Bahn­hof­shalle lockere 300 Meter lang, links 30 Stufen Treppe runter, Zugende erre­icht- HURRA. Aber dann- Ein­stieg nur im Wag­gon 1 und der ist am anderen Ende des Zuges mit 15 Wag­gons! Wir haben es geschafft und hat­ten noch 1 Minute!!! Was sind wir doch für Spitzensportler_innen!

Da wir hin- und zurück Platzkarten hat­ten, sanken wir erschöpft, aber glück­lich in die Sessel.

Der Bus wartete bere­its in Tuapse auf uns und flog zurück. „Zu Hause“ angekom­men, war auch die Küche noch beset­zt und ver­wöh­nte und mit Würstchen, Nudeln, Plin­sen, Tomat­en, Käse und Brot. LEEEECKER!

 

Aus­geschlafen hat­ten nicht wirk­lich alle, den­noch wartete man heute Mor­gen voller Taten­drang auf neue Ent­deck­un­gen und Aben­teuer. Unsere Grup­pen­be­treuerin hat­te auf meinen Tipp hin organ­isiert, dass wir die knapp 5 km zum neuesten Unter­lager im Orljonok nicht laufen mussten, son­dern wir von einem Bus gefahren wurden.

Zunächst aber kon­nten wir uns das neue Amphithe­ater des Lagers anse­hen. Im Jahre 2012 kam man auf die Idee, es müsse ein neues The­ater entste­hen, da die anderen im Lager vorhan­de­nen zu geringe Kapaz­itäten aufwiesen. Also pro­jek­tierte, ent­warf und konzip­ierte man, begann zu bauen und kon­nte im ver­gan­genen Spät­som­mer das Amphithe­ater feier­lich eröffnen.

Gigan­tisch wäre nicht genug, um diese Anlage zu beschreiben. Plätze für 1500–1800 Gäste, Tech­nik vom Fein­sten, Garder­oben, Toi­let­te­nan­la­gen, umbaubare Büh­nen mit nutzbaren Innen­räu­men. Als Zuschauer_in sieht und hört man von jedem Platz gle­ich gut.

Wir hat­ten das Glück bei ein­er Probe für ein Konz­ert am Fre­itag zuschauen zu dür­fen. Obwohl über 100 Kinder und Jugendliche auf der Bühne tanzen und san­gen, hat­te man das Gefühl, es gäbe noch sehr viel Platz. Für die Kinder, die dort auftreten oder zuschauen dür­fen, geht sich­er ein Traum in Erfüllung.

Unmit­tel­bar in der Nähe des The­aters befind­et sich das neueste Lager- Olymp­is­ki. Es sieht wie ein soeben gelandetes Ufo aus und bietet jede Menge Kom­fort für die dort unterge­bracht­en Kinder. Da das Lager sich Olymp­is­ki heißt, ist es natür­lich dem Sport gewid­met. Also ist nur logisch, dass es dort auch ein Sport­mu­se­um gibt. Man erzählte uns bei ein­er Führung über die Geschichte des olymp­is­chen Sports von der Antike bis zur Gegen­wart. Dabei zeigt man uns jede Menge Exponate von bekan­nten Sportlern und machte uns mit den Sport­möglichkeit­en im Orljonok bekannt.

Ein Blick vom Dach des Lagers über den Strand und das Meer, in dem wir einige Delfine ent­deck­ten, run­dete unseren Besuch ab.  Der Bus brachte uns wohlbe­hal­ten zum Mit­tagessen bzw. Hotel zurück.

Apro­pos Hotel- als ich heute Mor­gen gegen halb 2 zu Bett gehen wollte, musste ich fest­stellen, dass die Toi­lette in unserem Zim­mer undicht ist.  Der sofort her­beigerufene Klemp­n­er war 10 Minuten später da !!!! und brachte alles in Ord­nung. Unglaublich, was hier alles möglich ist.

Am Nach­mit­tag set­zten wir unsere Baste­lar­beit­en mit dem Kün­stler fort. Den Jugendlichen machte das Gestal­ten der Sou­venirs viel Freude. Mor­gen wer­den die Dinge fer­tig sein und wieder für strahlende Kinder­au­gen sor­gen. Was gibt es Schöneres?

Und dann endlich… Wir gin­gen zum Strand und die BANANE wartete schon auf uns. Vor­freude, Aufre­gung, leichte Ner­vosität- aber nach den ersten Metern schlug dieser Gemüt­szu­s­tand in helle Freude um. Jede noch so kleine Welle wurde eupho­risch begrüßt, man jagte durch das Wass­er, ritt über die Wellen und hat­te gemein­sam Spaß. Ich bin froh, dass das Wet­ter mit­spielte und wir den Kindern diesen langge­hegten Wun­sch erfüllen konnten.

Inzwis­chen sind wir alte Hasen, ken­nen fast alle Wege, ken­nen die Zeit­en und pla­nen alles so, dass der Tag ohne Hek­tik ver­laufen kann. Die Gruppe ist immer noch sehr har­monisch, man ver­ste­ht sich gut. Das wurde deut­lich, als wir eine halbe Stunde bis zum Beginn des Konz­erts über­brück­en mussten. Wir spiel­ten gemein­sam „Stille Post“ und „Löse den gordis­chen Knoten“. Alle waren so ver­tieft, dass wir fast den Beginn des Konz­erts ver­passt hätten.

Es stellte sich her­aus, dass das Konz­ert nicht geeignet war für uns- zu viel rus­sis­ch­er Text. Die Hand­lung war für uns nicht zu ver­ste­hen. So brachen wir auf, um eine Disko eines Unter­lagers zu besuchen. In solchen Momenten sind wir sofort umzin­gelt von neugieri­gen Kindern, die gern mit uns in Kon­takt kom­men wollen. Deutsch, Englisch, Rus­sisch, Hände, Füße- die Kom­mu­nika­tion klappt irgendwie.

Ein schön­er Tag geht zu Ende. Mehrfach schon sprachen die Jugendlichen darüber, wie schnell die Zeit ver­flo­gen ist und auch wenn man gern wieder nach Hause kommt, so denk man doch mit Wehmut an das Abschiednehmen.

Noch aber haben wir zwei volle Tage vor uns. HURRA!

 

Nach dem leck­eren Früh­stück nah­men wir uns eine Stunde Zeit, um all die Erleb­nisse der let­zten Zeit Revue passieren zu lassen. Meine Frage, was man nen­nen würde, wenn man sich „nur ein was“ aus­suchen dürfte, kon­nten viele nicht beant­worten. Es fällt schw­er, eine Liste der Top Ten zu erstellen. Die Vielfältigkeit macht eine Auswahl nahezu unmöglich.

Am Strand hät­ten wir dann die Möglichkeit gehabt, ins Wass­er zu gehen. Es gab keine Begren­zung, kein Schwim­m­meis­ter mah­nte vor dem Zu- weit- ins Wass­er- gehen. Stutzig machte uns auch, dass der Strand voller Leute war, in den Wellen sich aber kaum jemand tum­melte. Nach­dem wir die Zehen­spitzen benet­zt hat­ten, wurde uns alles klar. Das Wass­er war kalt. Vorige Woche noch 24 Grad warm, gab man heute 15 Grad an. Die Mutig­sten von uns bade­ten trotz­dem, der Rest spielte am Strand.

Am Nach­mit­tag zeigte man uns die Ausstel­lung des Katas­tro­phen­schutzzen­trums. Wir sahen etliche Ausstel­lungsstücke, Uni­for­men, 3D Bilder von verunglück­ten Zügen oder Erdöl­be­trieben. Dabei erläuterte man uns die Wichtigkeit dieser Berufe, machte klar, dass man hier in der Gegend zu Wass­er, in den Bergen, im Win­ter und bei Feuer ret­tet. Man war begeis­tert, dass es auch bei uns Schüler gibt, die sich regelmäßig mit Feuer­wehrauf­gaben befassen.

Ein Bus fuhr uns zum Strand. Das Wass­er war noch immer kalt. Das hin­derte uns nicht daran, uns am Strand wohlzufühlen. Bruno wurde von allen im Sand einge­bud­delt und aus Sol­i­dar­ität gin­gen dann viele mit ins Wass­er. Spaß hat­ten wir allemal.

Am Abend wan­derten wir erneut mehrere Kilo­me­ter, um uns am Strand eines Unter­lagers mit einem Ägypter, der hier im Orljonok in einem zwei monati­gen Prak­tikum arbeit­et, zu tre­f­fen. Er führte mit uns eine Sport­stunde durch. Die Jugendlichen waren mit Enthu­si­as­mus dabei. Im Anschluss spiel­ten wir weit­ere Spiele, bis das schwindende Tages­licht für das Ende der Aktiv­itäten sorgte. Alle hat­ten Freude, kein­er schloss sich aus. Unsere Gruppe liebt es, den gordis­chen Knoten zu lösen. Am Strand waren auch der ägyp­tis­che David und die rus­sis­che Anna mit von der Par­tie. Her­rlich- inter­na­tion­al, ohne Hem­mungen, man gehörte zusam­men und tat alles, um den Knoten gemein­sam zu lösen. Ein echt­es Glücks­ge­fühl, als es gelang.

Orljonok let­zter Tag

Wolken, leichter Regen, 13 Grad kaltes Wass­er- es scheint, als wäre das Orljonok trau­rig, dass der Abschied nun immer näher rückt.

Das let­zte Früh­stück um 8.30 Uhr, der let­zte mor­gendliche Trep­pen­gang mit Blick zum Meer, zum let­zten Mal der Gang über die Brücke der Kom­pli­mente, die let­zte „Unter­richt­sein­heit“ über das Leben im Schwarzen Meer….In der Bib­lio­thek dreht­en wir ein kleines Video, bei dem Jen­ny und Bruno ein Stückchen des Puschk­in­märchens vor­lasen. Ein Grup­pen­bild vor dem Sym­bol des Lagers, dem Adler­jun­gen, run­dete den Spazier­gang ab.

Alles ein biss­chen trau­rig und den Jugendlichen merkt man es an. Sie wirken kaputt, müde, bedrückt und wollen sich nicht so recht daran gewöh­nen, dass sie all diese Pracht schon mor­gen nicht mehr genießen sollen. Man sam­melt Muscheln und Steinchen, fängt fotografisch let­zte Ein­drücke ein und nimmt sich eine Hand­voll Sand als Andenken mit. Beim Pack­en der Kof­fer hat man plöt­zlich ein gebasteltes oder geschenk­tes Sou­venir in der Hand und ver­fällt in Erin­nerun­gen. Häu­fig hört man heute: „Wisst ihr noch, wie wir….“ Und schon ist man in Krasnodar im Invali­den­zen­trum oder in einem der Unter­lager oder am Strand, oder, oder, oder…

Nach­mit­tags bot man uns noch eine Führung durch das Arbore­tum- den Baumpark an. Wir erfuhren jede Menge über Mam­mut­bäume, Pla­ta­nen, Flecht­en, Moose und Mag­no­lien. Eine sehr inter­es­sante Führung, der man stun­den­lang hätte zuhören kön­nen. Die Dame hat­te ein sehr umfan­gre­ich­es Wissen.

Im Anschluss wurde es etwas melan­cholisch, denn unsere Grup­pen­be­glei­t­erin Anna ver­ab­schiedet sich von uns. Sie wird uns zwar mor­gen noch nach Krasnodar begleit­en, aber sie nutze schon heute die Möglichkeit, sich bei uns zu bedanken.

Wir waren Annas erste Gruppe hier. Sie hat sich große Mühe gegeben, hat im Hin­ter­grund viele Fäden gezo­gen. Die Zusam­me­nar­beit klappte gut und wurde von Tag zu Tag bess­er. Zusät­zlich musste sie ihre „nor­male“ Arbeit machen, flitzte also ständig vom Büro zur Gruppe und zurück. Ohne Anna wäre manch­es kom­pliziert­er geworden.

Das Abschied­nehmen vom Meer endete am Strand mit gemein­samen Spie­len. Wir sind zu ein­er duften Truppe zusammengewachsen.

Unser let­zter Abend wurde nochmals zu einem Höhep­unkt. Heute wird hier im Lager ein Fes­ti­val eröffnet. Im Amphithe­ater fand das Eröff­nungskonz­ert statt und wir durften dabei sein! Mehr als 1500 Ehrengäste, Kinder und Jugendliche ver­sam­melten sich im The­ater. Auf­grund der Ent­fer­nung wur­den viele, unter anderem wir, mit dem Bus gefahren. Eine logis­tis­che Meis­ter­leis­tung. Bis alle Gäste Platz genom­men hat­ten, wur­den die bere­its im Saal sitzen­den Kinder mit Orljonok-Liedern zum Tanzen ani­miert. Und wir mit­ten­drin! Es dauerte exakt zwei Minuten und unsere Gruppe tanzte mit. Ein buntes Bild viel­er fröh­lich­er Kinder. Wunderbar.

Das Konz­ert war Wladimir Wysoz­ki gewid­met, der in den 70er Jahren des ver­gan­genen Jahrhun­derts ein sehr bedeu­ten­der Schaus­piel­er und Kün­stler war und auch heute noch sehr verehrt wird.

Zum Konz­ert waren viel Kinder-Bal­lett- und Gesangs­grup­pen aus ganz Rus­s­land angereist und zeigten ihr Kön­nen. Unglaublich, was für Tal­ente man hier fördert.

Dazu trat­en zahlre­iche bekan­nte Sänger auf, selb­st der Direk­tor des Lagers ließ es sich nicht nehmen, mit einem Wysoz­ki- Lied aufzutreten.

Der Rück­trans­port war fach­män­nisch organ­isiert. Während die rus­sis­chen Kinder zum Teil sehr eng in den Bussen saßen und standen, fuhr man uns in einem Extra­bus bis zum Hotel. Das ist rus­sis­che Gastfreundschaft!

Zum Abschied aßen wir alle noch ein leck­eres let­ztes Eis, das wir im Laden neben unserem Hotel erwar­ben. Der hat täglich! bis 23 Uhr geöffnet.

Und nun fliegen wir bald zurück nach Hause. Es freuen sich alle, auch wenn es schw­er­fällt, AUF WIEDERSEHEN zu sagen.