„Ich hab’ die Karten!“, ruft Dirk (Bundesjugendleitung) – und schon ist er von Groß und Klein umzingelt, die ihm die Hände entgegenstrecken. Wie viel vom Rest seiner Rede bei den Teilnehmenden des Pfingsttreffens angekommen ist, bleibt unklar. Das Wichtigste aber offensichtlich schon: Alle können mit ihrer Karte dreimal Sommerrodelbahn fahren, Treffpunkt zur Rückfahrt ist 14 Uhr am Parkplatz.
Der Abstecher zur „Erlebnishöhe Wald-Michelbach“ ist nur einer von vielen Programmpunkten der diesjährigen, traditionellen Veranstaltung der Solijugend. Eine Veranstaltung, die sich auch und vor allem an die Jüngeren samt Familie richtet. Während Kids und Teens ein ums andere Mal ins Tal brettern oder Schaukeln und Klettergerüste des nahen Abenteuerspielplatzes erobern, behalten Eltern und Betreuer*innen das Treiben im Blick, vertreiben sich mit Spielen wie „Die Siedler von Catan“ die Zeit und kümmern sich um den Kaloriennachschub. „Fütterung der Raubtiere“, lautet ein Kommentar, als sich die Kinder über die Pommes hermachen.
Zurück in der Jugendherberge Walldürn steht unter anderem Basteln mit Maja auf dem Programm, der langjährigen Landesjugendleiterin von Baden. Hochkonzentriert und völlig vertieft in ihre Arbeit sitzen Teilnehmende verschiedensten Alters an den Tischen. Es wird gemalt, gepinselt und geknotet, was das Zeug hält. Die Stimmung ist meditativ, die Ergebnisse kreativ.
Das Kontrastprogramm dazu findet draußen statt: In einer Sitzgruppe ausgelassene Stimmung beim Werwolf-Spiel, auf dem Klettergerüst ein Gewusel, das nur auf den ersten Blick chaotisch wirkt, in Wahrheit aber eine innere Ordnung hat – wie ein Ameisenhaufen. Gleich neben dem Klettergerüst trainiert eine Gruppe verschiedene Turnfiguren auf der Wiese. Die akrobatischen Verrenkungen der kleinen, eingespielten Truppe sind durchaus bühnenreif, inklusive Verbeugung am Schluss – Applaus! Spätestens beim Volleyballspielen durchmischen sich aber die Orts- und Altersgruppen. Dass der Ball deswegen nie richtig lange in der Luft bleibt, ist Nebensache.
Nachdem die ersten Runden des Tischtennisturniers gespielt und das Abendessen verdrückt ist, ist Köpfchen gefragt: Eingeteilt in drei Altersgruppen versuchen alle, die mitunter kniffligen Fragen des Pfingstquiz zu lösen: Ketchup haben alle heute Mittag zu ihren Pommes gegessen – aber wie schreibt man das eigentlich? Und woher, bitte schön, soll man wissen, in welche Richtung ein von der Seite abgebildeter Bus fährt? Selbst mit dem kleinen Tipp, dass sich auf der gezeigten Seite keine Türen befinden, kommen auch – oder gerade – die Älteren nicht ohne Weiteres auf die Lösung.
Auch danach ist der lange Samstag noch immer nicht zu Ende – Disco-Time! Bunte Lichter blinken, aus den Boxen dröhnt, was die tanzwütige Solijugend sich wünscht. Mittendrin zwischen qualmenden Tanzsohlen und mit beeindruckend stoischer Ruhe: DJ Jochen.
Am Sonntag heißt es früh aufstehen. Auch heute stehen viele Punkte auf dem Programm – nur Faulenzen nicht. Nach einem Ausflug zum Erlebnisbad im nahen Bad Mergetheim wird am Nachmittag erneut das Gelände der Jugendherberge in Beschlag genommen, bevor sich am Lagerfeuer wieder alle zusammenfinden: Genau wie Pommes schmecken Stockbrote zusammen eben am besten. Irgendwann ist es dann dunkel genug für die Nachtwanderung. Durch einen finsteren Wald zu laufen, ist eigentlich immer ein Erlebnis: Die Sinne sind geschärft und schnell wird hinter dem kleinsten Knacken das größte Ungeheuer vermutet. Wenn dann noch Betreuer*innen den ein oder anderen Stock ins Gebüsch am Wegesrand werfen, ist Gänsehaut bei Groß und Klein garantiert.
Das letzte Highlight vor der Abreise am Montagnachmittag ist der Abstecher zur Eberstädter Tropfsteinhöhle, einer der spektakulärsten für Besucher erschlossenen Höhlen Deutschlands, die erst Anfang der Siebzigerjahre entdeckt wurde. Nicht wenige der jüngeren Teilnehmer sind heute zum ersten Mal unter Tage. Neue Erfahrungen machen, neue Freund*innen finden, etwas lernen, sich einbringen und austoben: Das alles ermöglichen wir allen Großen und Kleinen ab sechs Jahren auch nächstes Jahr wieder auf unserem Pfingsttreffen.