
„Politik ist Politik und Menschen sind Menschen“, sagt Natalia, Mutter einer durchschnittlichen Krasnodarer Familie. Sie ist mit ihrer Familie während der Pandemie rausgezogen, um am Rande der am Schwarzen Meer gelegenen Stadt ein ruhigeres Leben mit Hühnern, Hund und Ziegen zu führen. Die Familie, deren Sohn Dennis bereits 2019 bei unserem jährlichen Jugendlager mit 250 Teilnehmenden aus 10 Ländern dabei war, empfing unsere achtköpfige deutsche Delegation sehr herzlich mit selbstgemachten russischen Köstlichkeiten.
Während der knapp elftägigen Begegnung mit Fachkräften der Jugendarbeit in Krasnodar kam vom 22. September bis 2. Oktober auch der zwischenmenschliche Austausch nicht zu kurz: Wir trafen Menschen, die sich seit Jahrzehnten in Kunst, Kultur und Politik für Kinder und Jugendliche einsetzen. Die Fachkräftedelegation der Solijugend bestand dabei aus hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen.
Gerade in der jetzigen Situation ist es für unseren Verband wichtig, die Beziehungen zu unseren internationalen Partnern besonders zu pflegen. Heike Adomat, ehrenamtlich für die Solijugend aktiv, hält seit Jahrzehnten den Kontakt zu unserem russischen Partner. Diese langjährige Zusammenarbeit zahlt sich aus: Unser russischer Gruppenleiter Vladimir organisierte ein umfängliches Programm, das den intensiven Kontakt zu und Austausch mit Fachkräften aus unterschiedlichen Organisationen, Einrichtungen und Institutionen ermöglichte. Die Spannweite der Besuche reichte dabei von Jugendgruppen, bei denen Traditionsbewahrung in Form von Puppenbasteln oder adygeischen Tänzen im Vordergrund steht, über das Gespräch mit einem jungen orthodoxen Pfarrer zu aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen bis hin zu formellen Terminen in unterschiedlichen Zentren (Verwaltung, Kultur) oder dem Ferienlager „Orljonok“ im Hinblick auf zukünftige Projektansätze.
Vor allem der Besuch in einem Zentrum für die Arbeit mit behinderten Kindern und Jugendlichen hinterließ einen besonders bleibenden Eindruck. Unter der Anleitung der Mitarbeiter*innen und Ehrenamtlichen, die zum Teil bereits seit 1992 dort tätig sind, durften wir selbst beim Bemalen von Steinen und Töpfern sowie beim Körbeflechten kreativ werden und mit den jungen Leuten vor Ort ins Gespräch kommen. Unentdeckte Talente werden hier gefördert, Menschen mit Behinderung bis ins Studium begleitet und große Fähigkeiten in der Malerei entwickelt. Weltweit gehen die Betreuer mit ihren Schützlingen auf Reisen, um ihre Werke in großen Ausstellungen zu präsentieren und Spenden für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die physisch oder psychisch eingeschränkt sind, zu sammeln.
Der Fachkräfteaustausch hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig der direkte Kontakt zu Menschen aus anderen Ländern ist, um Beziehungen aufzubauen und langjährige Partnerschaften zu halten – für Freundschaft, für Offenheit und Empathie, gegen Vorurteile.
Hier ein Bericht über den Besuch beim Verwaltungsamt (auf Russisch).
Hier weitere Fotos vom Besuch im “Orljonok”.
Hier ein Bericht über den Besuch des Invalidenzentrums (auf Russisch).
Die Begegnung wurde von der Stiftung Deutsch-Russischer Jugendaustausch gefördert.