Am 25. und 26. Januar 2023 waren Géraldine und Adeline, unsere Referentinnen für Internationales, in Bonn beim „Runden Tisch Fachkräftequalifizierung“, der von IJAB (Fachstelle für Internationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutschland) und „Jugend für Europa“ organisiert worden war. Zwei Jahre lang hatte Corona die Durchführung dieser regelmäßigen Präsenzveranstaltung verhindert. Ziel der zweitägigen Zusammenkunft war, Akteure aus Praxis und Wissenschaft der internationalen Jugendarbeit zusammenzubringen.
Das Format, das für den Austausch gewählt wurde, war ein Barcamp – eine Methode, die auch in der Welt des internationalen Jugendaustauschs wohlbekannt ist. Ein Barcamp ist ein offenes Format, dessen Inhalte von den Teilnehmenden zu Beginn der Veranstaltung selbst entwickelt und im weiteren Verlauf ausgestaltet werden. Bei einem Barcamp liegt der Fokus auf dem Austausch zwischen den Teilnehmenden.Konkret bedeutet dies, dass die Teilnehmenden im Vorfeld des Treffens die Themen, die sie diskutieren wollten, online auf einem Padlet einreichen konnten. Jede*r konnte entscheiden, welches Thema er/sie vertiefen wollte. Diese Methode ermöglicht, mit neuen Leuten in Kontakt zu treten und das eigene Fachwissen zu erweitern.
Am Ende des Nachmittags trafen sich alle Teilnehmenden wieder und jede Gruppe stellte der Reihe nach die besprochenen Punkte vor. Am nächsten Tag wurden die Themen, die das größte Interesse fanden, erneut diskutiert; diesmal in einer größeren Gruppe, die am Ende der Sitzung ein Protokoll der besprochenen Punkte vorlegte.
Es wurden folgende Themen bearbeitet:
- Gemeinsame Projekt-Plattform in der internationalen Jugendarbeit: Wissenstransfer und Know-how auch nach Projektende sichern
- Digitale Jugendarbeit – Wie können Jugendarbeiter*innen digital ausgebildet werden?
- Mit dem Bonn-Prozess und den EU-Jugendprogrammen auf dem Weg in eine zukunftsfähige Jugendarbeit
- Mehr Diversität von Jugendlichen in der deutsch-afrikanischen Zusammenarbeit (Deutsch-Afrikanisches Jugendwerk)
- Wie können wir die internationale Jugendarbeit noch niedrigschwelliger anbieten und Jugendliche für eine Teilnahme motivieren?
- Schwierigkeiten bei Visavergabe für Staaten Nordafrikas: Wie sollte man damit umgehen, welche Einflussmöglichkeiten auf ausländische Botschaften gibt es?
- Internationale Jugendarbeit auf Augenhöhe trotz ungleicher Ressourcen
Géraldine und Adeline moderierten den Austausch zu den letzten beiden Themen. Im Dezember 2022 konnte die gesamte deutsche Delegation des Projekts „Young Verified Leaders“ nicht nach Algerien reisen, da alle Teilnehmenden kein Visum erhalten hatten. Daher war es für Adeline unabdingbar, sich mit Akteuren der internationalen Jugendarbeit auszutauschen, die ähnliche Schwierigkeiten hatten, und gemeinsam über konkrete Lösungen nachzudenken, damit sich solche Situationen in Zukunft nicht wiederholen.
Ein weiterer Höhepunkt der Veranstaltung war der Vortrag von Katrin Klein-Zimmer (Professorin für internationale und transnationale Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendarbeit) und Ahmet Sinoplu (Diplom-Sozialarbeiter, Geschäftsführer Coach e. V. – Kölner Initiative für Bildung und Integration junger Migrant*innen, Trainer und Berater, insbesondere zu den Themen Diversität, Diskriminierung, Rassismuskritik, Empowerment, Gewaltprävention und Internationale Mobilität) in Form einer „Q&A“-Runde. Dabei ging es u. a. um die Themen, die Jugendliche nach zwei Jahren Pandemie beschäftigen, und um die Lehren, die daraus gezogen werden sollten. Es wurden verschiedene Herausforderungen der internationalen Jugendarbeit angesprochen, wie das folgende Bild zeigt:
- Internationale Jugendarbeit muss sich an die Lebensrealitäten des jungen Menschen orientieren;
- die Jugendarbeit als Menschenrechtsprofession muss mehr Anerkennung erlangen;
- Ausbildung und Qualifizierung von Fachkräften;
- Das Praxisfeld wieder attraktiv machen;
- Digitale Welten einbeziehen;
- Diversitätsorientierte und antidiskriminierende Haltung.
Fotos: IJAB/Susanne Klinzing